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Krebspatienten-Preis 2017

Bayerischer Krebspatienten-Preis 2017

Schnittstellenprämierung stationär - ambulant

So verbessern die ausgezeichneten Projekte an der Schnittstelle von der stationären zur ambulanten Versorgung die Lebensqualität krebskranker Menschen.

Am 24. November verlieh die Bayerische Krebsgesellschaft e.V. in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Bayern und dem VdK Bayern den Bayerischen Krebspatienen-Preis 2017 im Foyer des Bayerischen Rundfunks. Es gab zwei erste Preise, dotiert mit jeweils 2.000 Euro und einen dritten Preis, dotiert mit 1.000 Euro.

Der Bayerische Krebspatienten-Preis unter der Schirmherrschaft von Melanie Huml, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, wurde im Jahr 2015 im Rahmen des 90-jährigen Bestehens der Bayerische Krebsgesellschaft ins Leben gerufen. Seitdem werden alle zwei Jahre Kliniken in Bayern ausgezeichnet, die nachhaltige und übertragbare Konzepte für eine bessere psychoonkologische Versorgung von Krebspatienten an der Schnittstelle stationär – ambulant entwickelt haben.

„Krebspatienten brauchen gerade nach der Entlassung aus der Klinik eine nachhaltige psychosoziale Unterstützung, um mit den sozialen und seelischen Folgen der Erkrankung besser umgehen zu können. Hier sehen wir nach wie vor großen Handlungsbedarf, auch wenn sich die medizinische und psychoonkologische Versorgung in den Krankenhäusern in den letzten Jahren durch die Zertifizierung von Krebszentren deutlich verbessert hat“, betonte Prof. Günter Schlimok, Präsident der Bayerischen Krebsgesellschaft.

Der Bayerische Krebspatienten-Preis 2017 ist mit 5.000 Euro dotiert. Er wurde im Frühjahr 2017 an rund 400 bayerische Kliniken mit onkologischen Abteilungen ausgeschrieben.

Eine fachkundige Jury beurteilte die eingereichten Projekte nach folgenden Kriterien

  • Integration ins interne Entlass- und Qualitätsmanagement
  • Vernetzung mit regionalen Akteuren
  • Kommunikation mit dem Patienten
  • Nachhaltigkeit, z. B. im häuslichen Umfeld
  • einfache Übertragbarkeit und Innovationsgrad

So unterstützen die prämierten Projekte Krebspatienten nach Abschluss der akuten Krebsbehandlung bei der Rückkehr in den Alltag und bei der psychosozialen Krankheitsbewältigung und integrieren bereits bestehende psychoonkologische Angebote wie z. B. die ambulanten psychosozialen Krebsberatungsstellen der Bayerischen Krebsgesellschaft und ihre Selbsthilfegruppen.

Erster Preis

Mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde das Projekt "beWEGungEn", 
eingereicht durch Ruth Wagner und Carmen Pritzl vom Krankenhaus
Barmherzige Brüder Regensburg
.

Zusammenfassung: Projekt beWEGungEn​​​​​​​

Besonders gefallen am Projekt "beWEGungEn" hat uns der hohe Vernetzungsgrad, kurze Wege und das breite Spektrum der stationären und ambulanten Angebote, die sich an den individuellen Bedürfnissen  der Patienten orientieren – sei es der Wunsch nach Entspannung, nach Selbstfürsorge und positivem körperlichen Erleben, nach Austausch mit anderen Betroffenen oder individueller Beratung. Im hauseigenen Psychotherapiesitz am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg können  Patienten während ihrer ambulanten onkologischen Therapie psychologisch betreut werden. So hilft das Projekt dabei, lange Wartezeiten zu reduzieren und durch einfache Kommunikation und Nähe die eigene Hemmschwelle zu senken. Patienten können aus verschiedenen Angeboten wählen, wie z. B. die Wohlfühlnachmittage oder Atem-, Musik- und Tanztherapie.

Betroffene haben von der Erstdiagnose über die Behandlung bis weit in die Nachsorge hinein verlässliche Ansprechpartner. Ihre positive, vertraute Bindung ans Haus ist eine gute Ausgangsbasis für den Aufbau eines stützenden ambulanten Netzwerks, das ihnen hilft, besser mit ihrer Erkrankung zu leben. "Wir wollen gemeinsam mit unseren Patienten auf ihrem Krankheitsweg in "beWEGung" bleiben. Mit unseren Angeboten setzen wir ein klares Zeichen, dass Nähe in jeder Krankheitsphase möglich, wertvoll und heilsam ist", erklärt Ruth Wagner.

Ebenfalls Erster Preis

Mit einem weiteren ersten Preis zeichneten wir das Projekt: "Einführung einer onkologischen Pflegesprechstunde für Tumorpatienten" am Caritas Krankenhaus St. Josef in Regensburg aus. Es wurde eingereicht von Margarete Reiter, der stellvertretenden Direktorin für Pflege- und Patientenmanagement.

Zusammenfassung: Die onkologische Pflegesprechstunde für Tumorpatienten

Das Angebot der Pflegesprechstunde für Krebspatienten hat uns überzeugt, weil es direkt auf bestehende Missstände in der onkologischen Versorgung reagiert und so entscheidend zur Verbesserung des Gesundheitszustandes und zur Erhaltung bzw. Steigerung der Lebensqualität von Tumorpatienten beiträgt.

Das Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg führte eine ambulante onkologische Pflegesprechstunde ein, um bestehende Versorgungsdefizite in der ambulanten Ernährungsberatung, in der Stoma-Therapie (künstlicher Darmausgang) und im Umgang mit Therapie-Nebenwirkungen. Daraus entstand ein pflegegeleitetes Beratungskonzept für alle Patienten mit soliden Tumorerkrankungen zur Verbesserung ihrer Nachsorge.

Gerade die Ernährungsberatung bei Krebs wird von den Krankenkassen nur unzureichend bezuschusst. Deshalb nehmen viele Patienten mit einem geringen Einkommen sie häufig nicht in Anspruch. Das begünstigt Unterernährung und Mangelzustände und verschlechtert die Prognose dieser Patienten. Ebenso sind die Hilfsmittelpauschalen bei Stoma-Trägern stark limitiert. Das kann dazu führen, dass Krebspatienten nach der Anschlussheilbehandlung nicht in der Lage sind, ihr Stoma selbständig zu versorgen.
Sie sind oft so verunsichert, so dass sie bis zur Rückverlegung des Stomas jeden Kontakt zur Außenwelt meiden und sehr isoliert leben. Auch im Nebenwirkungsmanagement z. B. während einer begleitenden Radio- / Chemotherapie gibt es große Mängel. So leiden Patienten mit Tumoren des Magen-Darmtraktes häufig nicht nur unter Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Übelkeit, sondern auch an Erschöpfung, Ängsten oder Depressionen.

Durch die onkologische Pflegesprechstunde mit ihren drei Bausteinen – Ernährungsberatung, Stoma-Therapie und Pflegefachberatung – sowie den beratenden Diensten Psychoonkologie und Sozialdienst können Krebspatienten jederzeit das kostenfreie, niederschwellige Beratungsangebot nutzen. "Die Patienten profitieren sehr von der Beratung. Sie hilft ihnen, sich besser auf die Krankheit und die Therapie einzustellen, um im Alltag leichter zurechtzukommen. Durch die Ernährungsberatung können Patienten gastrointestinale Nebenwirkungen reduzieren. In der Stoma-Sprechstunde werden Versorgungsdefizite behoben und Komplikationen rasch behandelt. Patienten, die die onkologische Pflegefachberatung in Anspruch nehmen, können vor allem mit allgemeinen Nebenwirkungen wie dem Hand-Fuß-Syndrom oder chronischer Erschöpfung besser umgehen. Durch den kontinuierlichen, vertrauensvollen Ansprechpartner fühlen sie sich mit ihren Versorgungsbedarfen, Fragen und Anliegen individuell wahrgenommen und können über ihre Ängste, Sorgen und Nöte sprechen, was zu Hause nicht immer möglich ist", betont Margarete Reiter.

Dritter Preis

Mit dem dritten Preis zeichneten wir das "Ebersberger Kleeblatt" – ein psychosoziales Nachsorgeprojekt für Krebspatientinnen an der Kreisklinik Ebersberg. Das Projekt wurde von Dr. Cornelia Caspari vom Brustzentrum eingereicht.

Zusammenfassung: Das Ebersberger Kleeblatt

Wir haben dieses Projekt für den dritten Preis ausgewählt, da es den Fokus nicht nur auf die erkrankte Frau legt, sondern das ganze Familiensystem im Blick hat. Gerade bei Brustkrebspatientinnen steht die Rollenfunktion einer Frau bei der Versorgung der Angehörigen im Zentrum der Sorge. Oft leben Kinder bzw. Jugendliche mit im Haushalt, die in ähnlicher Weise von Ängsten betroffen sind. Häufig leiden Patientinnen unter der Vorstellung, ihre Nächsten schützen zu wollen. Das Projekt unterstützt betroffene Frauen und ihre Angehörigen bei der Krankheitsverarbeitung.

Das Brustzentrum an der Kreisklinik Ebersberg bietet mit dem "Ebersberger Kleeblatt" ein psychosoziales Nachsorgeprojekt für Brustkrebspatientinnen an. Das Projekt beinhaltet neben der Gruppentherapie für Frauen mit Brustkrebs, bestehend aus Gesprächs-, Tanz- und Kunsttherapie mit 12 festen Terminen, eine Familiensprechstunde und Kunstworkshops für Kinder und Jugendlichen aus betroffenen Familie sowie ein Patientenseminar und ambulante Kunsttherapiegruppen.

"Während und gerade nach der meist anstrengenden Krebsbehandlung fallen Patientinnen oft in ein "emotionales Loch". Aber auch die Angehörigen, vor allem Kinder oder der Partner können betroffen sein. Damit die Familien weiterhin professionell psychosozial unterstützt werden, initiierten wir das Projekt "Das Ebersberger Kleeblatt" und arbeiten mit niedergelassenen Therapeuten (z.B. Kinderpsychotherapeuten) eng zusammen und haben 2016 das Netzwerk Psychoonkologie Südost ins Leben gerufen, um die Vernetzung in der ländlichen Region (Ebersberg/Rosenheim) zu verbessern", betont Dr. Cornelia Caspari.

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