4. Welche Programme zur Krebsfrüherkennung gibt es?
Viele Menschen sprechen von der „Krebsvorsorge“ und geben dieses Wort auch bei den Suchmaschinen ein. Bei den meisten der mehr als 300 verschiedenen Krebsarten mit Untertypen ist eine „Krebsvorsorge“ jedoch nicht möglich.
Dr. Ludwig Lutz, Generalsekretär der Bayerischen Krebsgesellschaft erklärt die Bedeutung des Worts: „Krebsvorsorge meint, dass regelmäßige Untersuchungen die Krebsentwicklung verhindern können. Bei den meisten Methoden geht das jedoch nicht, denn damit können Ärzte nur frühzeitig eine Diagnose stellen“, so der Internist aus München. „Die einzige Ausnahme ist die Darmspiegelung. Dabei können Krebsvorstufen entdeckt und entfernt werden. Daher ist in diesem Fall das Wort Darmkrebsvorsorge korrekt.“
Hier erfahren Sie mehr über die Früherkennungsmethoden für…
Lungenkrebs ist die zweithäufigste Krebsart in Deutschland – dafür gibt es jedoch keine Früherkennungsmethode, die für die gesamte Bevölkerung sinnvoll ist. (siehe Informationsblatt „Lungenkrebs: In Deutschland derzeit keine Früherkennung“ des Krebsinformationsdiensts des Deutschen Krebsforschungszentrums).
Im Sozialgesetzbuch ist geregelt, welche Krebsfrüherkennungsprogramme es in Deutschland für Frauen und Männer in den verschiedenen Altersgruppen gibt. Die Kosten für die Angebote übernehmen die jeweiligen Krankenkassen.
Wichtig zu wissen: Die Teilnahme an den gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogrammen ist freiwillig. Wenn Sie sich dagegen entscheiden, hat das später keine Nachteile bei der medizinischen Behandlung und bei Ihrer Krankenkasse.
Über die Angebote zur Krebsfrüherkennung informieren
Das Krebsfrüherkennungsprogramm ist in Deutschland zwar gesetzlich geregelt. Doch bislang klären viele Informationsbroschüren und Webseiten die breite Bevölkerung nicht ausreichend über die Vor- und Nachteile auf.
Das soll sich nun ändern: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) veröffentlichte im Dezember 2016 einfach formulierte Entscheidungshilfen:
Experten diskutieren kontrovers über den Erfolg von Krebsfrüherkennungsprogrammen. Befürworter nennen als Vorteile, dass
- Vorstufen bei Brustkrebs, Prostatakrebs, Hautkrebs und Gebärmutterhalskrebs frühzeitig entdeckt werden können
- Polypen, die sich zu Darmkrebs entwickeln könnten, bei der Darmkrebsvorsorge entdeckt und entfernt werden können.
Kritiker nennen als Nachteile, dass
- die massenhafte Teilnahme an Früherkennungsprogrammen die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass viele Personen eine Krebsdiagnose erhalten
- viele Menschen wegen einer sogenannten „Überdiagnose“ unnötig behandelt werden: Bei allen Früherkennungsmethoden ist es nämlich möglich, dass der Befund positiv ausfällt und eine Krebserkrankung behandelt wird, die die Lebenserwartung nicht schmälern wird, aber dennoch erhebliche Nebenwirkungen haben kann.
Die wichtigsten Untersuchungen
- Ab 20 Jahre: Zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs untersucht Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt das äußere und innere Genital und macht einen Abstrich von Gebärmuttermund und Gebärmutterhals. (einmal pro Jahr)
- Ab 30 Jahre: Zur Früherkennung von Brustkrebs tastet Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt die Brüste und Achselhöhlen ab und erklärt Ihnen, wie Sie Ihre Brust selbst untersuchen können. (einmal pro Jahr)
- Ab 35 Jahre: Sie können Ihren Körper einschließlich des behaarten Kopfes auf möglichen Hautkrebs untersuchen lassen. (alle 2 Jahre)
- Ab 50 bis einschließlich 69 Jahre: Alle zwei Jahre erhalten Sie eine Einladung zum Brustkrebs-Screening (Mammographie).
- Zwischen 50 und 54 Jahren: Zur Früherkennung eines möglichen Dickdarmkrebses können Sie Ihren Stuhl auf verborgenes Blut untersuchen lassen. (einmal pro Jahr)
- Ab 55 Jahre: Um einen möglichen Darmkrebs im Frühstadium entdecken zu können, zahlen die gesetzlichen Krankenkassen für zwei Darmspiegelungen (Koloskopien) im Abstand von 10 Jahren oder – anstelle der Darmspiegelung – alle 2 Jahre einen Test auf verborgenes Blut im Stuhl.
- Ab 35 Jahre: Sie können sich auf möglichen Hautkrebs untersuchen lassen. (alle 2 Jahre)
- Ab 45 Jahre: Um einen Prostatakrebs frühzeitig erkennen zu können, bieten Urologen an, das äußere Genital zu untersuchen und die Prostata über den Enddarm sowie die Lymphknoten in der Leiste abzutasten. (einmal pro Jahr)
- Zwischen 50 und 54 Jahren: Zur Früherkennung eines möglichen Dickdarmkrebses können Sie Ihren Stuhl auf verborgenes Blut untersuchen lassen. (einmal pro Jahr)
- Ab 55 Jahre: Um einen möglichen Darmkrebs im Frühstadium entdecken zu können, zahlen die gesetzlichen Krankenkassen für zwei Darmspiegelungen (Koloskopien) im Abstand von 10 Jahren oder – anstelle der Darmspiegelung – alle 2 Jahre einen Test auf verborgenes Blut im Stuhl.
Hier erfahren Sie mehr zur Krebsfrüherkennung
- Brustkrebs – Selbstuntersuchung
- Früherkennung Brustkrebs
- Früherkennung Prostatakrebs
- Darmkrebsvorsorge
- Früherkennung Hautkrebs – Sonnenschutz
- Lungenkrebs vorbeugen
Wenn Sie Fragen zur Krebsfrüherkennung haben, können Sie sich gern an die Beratungsstellen der Bayerischen Krebsgesellschaft wenden. Unsere Mitarbeiter unterstützen Sie gern dabei, die für Sie persönlich richtige Entscheidung zu finden.
Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungsinstituts in Heidelberg informiert über die Vor- und Nachteile der Krebsfrüherkennung.