12. Was bedeutet eine „5-Jahres-Überlebensrate"?
Überlebensraten sind statistisch berechnete Prozentzahlen, die viele Krebspatienten verwirren. „Auch viele Ärzte verstehen nicht auf Anhieb, was die 5-Jahres-Überlebensraten für den einzelnen Krebspatienten bedeuten“, erklärt Dr. Ludwig Lutz, Generalsekretär der Bayerischen Krebsgesellschaft. Der Internist aus München fasst hier zusammen, was Sie über diese statistischen Werte wissen sollten.
Überlebensraten sind statistisch berechnete Prozentzahlen
Die Diagnose „Krebs“ wirkt auf viele Menschen erstmal wie ein Schock. Denn meist kommt sofort die Frage auf: „Wie lange werde ich noch leben?“ Diese Frage kann Ihnen leider niemand genau beantworten. Dennoch gibt es Möglichkeiten, einer Antwort näher zu kommen, z. B. mit statistisch berechneten Überlebensraten. Diese Prozentzahlen werden aus den Daten von möglichst vielen Krebspatienten in Deutschland berechnet. Für Erwachsene interessieren die Fallzahlen von Krebspatienten, die bei der Diagnose älter als 15 Jahre waren. Sie werden von epidemiologischen Krebsregistern erfasst und anschließend ausgewertet.
Um die Überlebensraten zu berechnen, hat es sich bewährt, Zeitspannen von 5 Jahren zu betrachten. Der Grund: Bei vielen Krebsarten haben Patienten, die die ersten 5 Jahre nach der Diagnose überlebt haben, gute Chancen auf eine dauerhafte Heilung, weil Rückfälle danach meist immer weniger wahrscheinlich werden.
sagt aus, wie viele Krebspatienten zu einem bestimmten Zeitpunkt nach der Diagnose noch leben.
Beispiel: Wenn von ursprünglich 100 Krebspatienten nach 5 Jahren noch 80 Krebspatienten leben, entspricht dies einer absoluten Überlebensrate von 80 %.
- Eine hohe absolute Überlebensrate bedeutet also eine hohe Chance, die Krebserkrankung zu überleben.
- Eine niedrige absolute Überlebensrate bedeutet eine geringe Chance, die Krebserkrankung zu überleben.
- Eine absolute Überlebensrate von 90 % wie für den schwarzen Hautkrebs und den Prostatakrebs ist also wesentlich besser als eine absolute Überlebensrate von 20 % wie für den Lungenkrebs.
Eine solche statistisch berechnete Überlebensrate sagt aber nicht aus, was das tatsächlich für jeden einzelnen Krebspatienten bedeutet. Denn selbst bei einem geringen statistischen Risiko weiß man nicht, ob man zu der Gruppe der Überlebenden gehört oder nicht.
Um ein Gefühl für das individuelle Risiko zu bekommen, ob Sie Ihre Krebserkrankung die nächsten 5 Jahre sehr wahrscheinlich überleben werden, sollten Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über weitere mögliche Einflussfaktoren sprechen wie
- Allgemeinzustand
- Lage des Tumors
- Krebsstadium
- familiäre Vorbelastung.
bezieht sich auf ein ganz anderes Szenario. Dafür vergleicht man eine Gruppe von Krebspatienten mit einer Gruppe in der allgemeinen Bevölkerung. Dabei haben die Vergleichspersonen dasselbe Alter und dasselbe Geschlecht, aber keinen Krebs.
Rechnung: Um die relative Überlebensrate zu berechnen, wird das absolute Überleben der Krebspatienten durch das erwartete Überleben in der allgemeinen Bevölkerung geteilt.
Beispiel:
- Die absolute Überlebensrate der Krebspatienten nach 5 Jahren liegt bei 80 %, es leben also noch 80 von 100 Patienten.In der Vergleichsgruppe leben von 100 Personen in der allgemeinen Bevölkerung nach 5 Jahren noch (geschätzt) 95 Personen. Dabei spielt es keine Rolle, woran die Personen verstorben sind.
- Dann beträgt die relative Überlebensrate: 80 / 95 = 84,2 %.
- Der Unterschied zwischen absoluter und relativer Überlebensrate beträgt für dieses Beispiel also 4,2 %, was für den einzelnen Krebspatienten kaum Bedeutung hat.
Sie fürchten, der Krebs könnte wiederkommen oder sich ausbreiten? Unsere Mitarbeiter in unseren psychosozialen Krebsberatungsstellen helfen ihnen im individuellen Gespräch mit der Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung, der sogenannten Progredienzangst, besser zurechtzukommen. Rufen Sie uns an, oder schreiben Sie uns eine Mail. Die Adresse finden Sie im Kontakt.
- Zentrum für Krebsregisterdaten des Robert Koch Instituts in Berlin: Überlebensraten
- Überlebensraten nach Krebsarten
- Krebsinformationsdienst des Krebsforschungszentrums in Heidelberg: Heilungschancen und Überlebensraten