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Was ist ein Rezidiv?

13. Was ist ein Rezidiv?

Wenn eine Krebstherapie erfolgreich verlaufen ist, können viele Patienten erstmal aufatmen und wieder am normalen Alltag teilnehmen. Trotzdem bleibt oft die unterschwellige Angst vor einem Rückfall. „Viele Mediziner bezeichnen das Wiederauftreten der Tumoren mit dem Wort Rezidiv, das aus dem Lateinischen abgeleitet ist“, erklärt Dr. Ludwig Lutz, Generalsekretär der Bayerischen Krebsgesellschaft. Der Internist aus München fasst hier zusammen, was ein Rezidiv ist und welche Untersuchungsmethoden es gibt, um Rezidive aufzuspüren.
 

Angst vor einem Rückfall

Wenn Sie Krebs haben, erleben Sie über viele Jahre hinweg eine Achterbahn der Gefühle. Denn dabei schwingt auch immer die Angst mit, ob die Krebsbehandlung tatsächlich gut verläuft und wie es danach weitergeht. Selbst wenn die Tumoren erfolgreich entfernt wurden, bleibt die Ungewissheit, ob Sie nun endgültig geheilt sind oder ob es zu einem Rückfall (Rezidiv) kommen wird.

  • stammt von dem lateinischen Verb „recidere“ (zurückfallen)
  • meint einen Rückfall nach einer Phase, in der keine Tumorzellen nachgewiesen werden konnten
  • benutzen Mediziner nach einer erfolgreichen Krebsbehandlung, wenn ein solider Tumor an demselben Ort wieder auftaucht.
  • gibt es auch bei Leukämien und Lymphomen: Dann lassen sich die Krebszellen nach einer gewissen Zeit wieder im Blut oder in der Lymphe nachweisen.
  • verwechseln viele Krebspatienten mit dem Wort Metastase: Damit bezeichnen Mediziner Tochtergeschwülste, die sich an anderen Körperstellen festgesetzt haben.

Für viele Patienten ist es psychisch und körperlich belastend, weil die Angst bei jedem Nachuntersuchungstermin, dass die Ärztin oder der Arzt doch noch etwas finden könnte, immer wieder verunsichert.

  • Eine Rehabilitationsmaßnahme (kurz Reha) schließt in der Regel unmittelbar an die erste Krebsbehandlung an. Möglich sind stationäre, aber auch ambulante Angebote zur Reha. In dieser Zeit können Sie sich von der Krebsbehandlung erholen und sollten wieder möglichst gut zu Kräften kommen. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse nach den Möglichkeiten.
  • Die Nachsorge beginnt im Anschluss an die Reha: Dann sollten Sie in regelmäßigen Abständen zur Nachkontrolle gehen. Bei den medizinischen Beobachtungen überprüft Ihr Arzt oder Ihre Ärztin, ob ein Rezidiv auftritt oder nicht. Ziel ist es, ein Rezidiv möglichst frühzeitig behandeln zu können.

Vor allem die ersten 5 Jahre nach der Krebsbehandlung sind entscheidend, daher sollten Sie in diesem Zeitraum die Termine für die Nachkontrollen wahrnehmen. Der Grund: Wenn sich in dieser Zeit keine Tumorreste nachweisen lassen, ist es bei vielen Tumoren unwahrscheinlich, dass sich später ein Rezidiv oder Metastasen bilden. Ein gewisses Restrisiko besteht jedoch immer, wenn es auch ständig abnimmt.

Bei Ihnen lassen sich über einen längeren Zeitraum keine oder nur wenige Tumorzellen nachweisen? Dann sprechen Mediziner von einer Remission (Lateinisch: remittere = nachlassen):

  • Eine komplette Remission (Vollremission) bedeutet, dass in dieser Zeit tatsächlich keine Tumoren nachweisbar waren.
  • Bei einer partiellen Remission (Teilremission) sind noch kleine Reste des Tumors vorhanden.

In den Medien treten immer wieder mal angebliche Krebsexperten auf, die mit ihren Methoden eine völlige Heilung versprechen. Seriöse Wissenschaftler und Onkologen gehen mit dem Wort „Heilung“ jedoch sehr vorsichtig um. Denn es dauert von Krebsart zu Krebsart unterschiedlich lange, bis ein Rückfall statistisch gesehen so unwahrscheinlich ist, dass man tatsächlich von einer Heilung sprechen kann. Hier erfahren Sie mehr zu den Fragen „Ist Krebs heilbar?“ und „Wie erkenne ich vertrauenswürdige Informationen über Krebs?“

Um nach der ersten Krebsbehandlung mit Tumorfreiheit einen späteren Rückfall zu vermeiden, schlagen Onkologen oft weitere Therapien vor. Mediziner sprechen dann von adjuvanten Therapien (Lateinisch adjuvare = helfen, ergänzen).

  • Bei soliden Tumoren geht es in den meisten Fällen zunächst darum, den Tumor chirurgisch völlig zu entfernen. Leider gibt es eine Reihe Krebserkrankungen, bei denen sich einzelne Krebszellen in andere Organe abgesetzt haben, aber nicht nachweisbar sind – man spricht von sogenannten Mikrometastasen. Um möglichst alle Krebszellen zu erwischen, sind danach oft weitere Behandlungen nötig – wie Bestrahlung und Medikamente. Bei einigen Krebsarten kommen auch Immuntherapien oder Hormontherapien in Frage.
  • Leukämien und Lymphome werden in der Klinik zunächst mit intensiver Chemo- oder Chemoimmunotherapie behandelt. Nach der Primärbehandlung kann sich eine Erhaltungstherapie mit Medikamenten anschließen, um die Rückfallgefahr weiter zu mindern. 

Damit Sie sich von der Krebsbehandlung erholen und wieder möglichst gut zu Kräften kommen können, nehmen viele Patienten eine Rehabilitationsmaßnahme (kurz: Reha) in Anspruch. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse nach den Möglichkeiten.

An die Zeit in der Reha-Klinik schließt die Nachsorge an, manchmal gibt es auch fließende Übergänge. Über welchen Zeitraum und in welchen Abständen Sie Nachsorgetermine bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt wahrnehmen sollten, ist für einige Krebsarten in den sogenannten Leitlinien festgelegt. www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien Auf diese Orientierungshilfen haben sich Onkologen und Wissenschaftler festgelegt, sie werden regelmäßig aktualisiert.

Anfangs folgen die Nachsorgetermine in kürzeren Zeitabständen, bei unauffälligen Untersuchungen liegen die Termine weiter auseinander. Überlegen Sie sich am besten vorher, was Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt fragen wollen, und schreiben Sie sich alles auf. Denn so vergessen Sie nichts, falls Sie aufgeregt sein sollten. Falls zwischen zwei Nachsorgeterminen Beschwerden auftreten sollten, zögern Sie nicht, baldmöglichst einen Extra-Termin zu vereinbaren.

Das passiert bei einem Nachsorgetermin:

  • Sie sprechen ausführlich mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über Ihr Befinden und die Möglichkeiten, unangenehme Folgen der Krebstherapie zu behandeln. Falls Sie sich psychisch labil oder depressiv fühlen, sollten Sie das ansprechen.
  • Es folgt eine körperliche Untersuchung.
  • Je nach Krebsart kann Ihnen die Ärztin oder der Arzt verschiedene diagnostische Maßnahmen vorschlagen – wie Blutentnahme, Ultraschall, Röntgen oder endoskopische Verfahren. Zu den Selbstzahlerleistungen gehört die Bestimmung von Tumormarkern im Blut oder im Urin.
  • Bei all diesen Untersuchungsmethoden sollten Sie abwägen, was ein positiver Befund für Sie bedeuten würde: Welche Folgeuntersuchungen und Behandlungen könnte das nach sich ziehen? Wieviel Sicherheit brauchen Sie für Ihre Entscheidungen? Wie gut würden Sie mit weiteren Behandlungen zurechtkommen?

Oft ist es ein langer Prozess, um mit den eigenen Zukunftsängsten einigermaßen gut zurechtzukommen: Für einige Krebspatienten bedeuten die Freunde und die Familie einen wichtigen Halt. Andere suchen professionelle Unterstützung durch psychoonkologisch qualifizierte Sozialpädagogen und Psychologen aus den Krebsberatungsstellen der Bayerischen Krebsgesellschaft. Wiederum andere schließen sich einer Selbsthilfegruppe an. Die Adressen von Selbsthilfegruppen, die sich der Bayerischen Krebsgesellschaft angeschlossen haben, finden Sie im Kontakt.

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