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Wie komme ich trotz Krebs im Alltag zurecht?

15. Psychoonkologie: Wie komme ich trotz Krebs im Alltag zurecht?

Viele Krebspatienten haben Angst, fühlen sich hilflos und in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Auch deren Angehörige sind oft stark belastet. Hier erfahren Sie, wie die psychoonkologisch geschulten Mitarbeiter in unseren Psychosozialen Krebsberatungsstellen Sie im persönlichen Gespräch bei der Krankheitsbewältigung unterstützen können, denn aktuellen Ergebnissen zur Folge brauchen ca. 30 – 40 Prozent aller Erkrankten professionelle Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung.

Die meisten Menschen erleben die Krebs-Diagnose wie einen „Sturz aus der Wirklichkeit“. In den Stunden oder Tagen danach können sich intensive Gefühle, wie Angst, Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit einstellen.

  • Einzelne Betroffene berichten, dass sie in einer solchen Phase mitunter nicht klar denken und sich kaum noch konzentrieren können.
  • Einige fühlen sich wie erstarrt und betäubt.
  • Das Ganze kann in raschem Wechsel und in unregelmäßiger Folge passieren.
  • Experten sprechen bei einer solchen Situation von einer Krise.

Nach der akuten Krise und der überstandenen Krebsbehandlung gehen viele Betroffene sowie deren Angehörige, Freunde und Bekannte davon aus, dass jetzt alles wieder ganz „normal“ wird. Dabei übersehen sie aber oft, dass auch die Seele Zeit braucht, um sich an die neue Situation anzupassen. Umfragen zeigen:

  1. Angst: Die meisten Krebspatienten haben Angst davor, dass die Krankheit fortschreitet oder sich ausbreitet. Viele fühlen sich „wie auf einem Pulverfass“, weil sie nicht wissen, ob überhaupt und falls ja, wann Rezidive oder Metastasen auftreten. Diese Ängste begleiten die Patienten oft über lange Zeit. Besonders die Tage vor regulären Nachsorgeterminen können sehr belastend werden.
  2. Hilflosigkeit: Belastend an der Krebserkrankung finden Betroffene auch das Gefühl, nur bedingt Einfluss auf die Veränderungen nehmen zu können.
  3. Eingeschränkte Lebensqualität: Darüber hinaus fühlen sich viele Krebspatienten körperlich nicht mehr so fit und mobil. Sie können ihren gewohnten Tätigkeiten nicht mehr so wie früher nachgehen und dadurch verändern sich auch ihre sozialen Kontakte.

Eine große Zahl der Betroffenen findet sich erstaunlich gut mit der Erkrankung zurecht. Wenn wir sie fragen, wie sie das geschafft haben, erzählen sie uns, dass sie sich bewusst mit den Veränderungen durch die Krankheit auseinandersetzen, sich zu allen auftretenden Fragen immer wieder gut informieren, die Menschen in ihrer Umgebung einbeziehen. Auch der offene Austausch mit anderen Betroffenen, zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe der Bayerischen Krebsgesellschaft, über Erfahrungen, Gefühle und Strategien spielt eine wichtige Rolle.

Besonders hilfreich ist es für viele Krebspatienten, mit speziell ausgebildeten Ärzten, Therapeuten oder Mitarbeitern von psychosozialen Krebsberatungsstellen – wie beispielsweise die der Bayerischen Krebsgesellschaft – über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen.

Bei Interesse vereinbaren Sie einen Termin mit einem Mitarbeiter einer Krebsberatungsstelle, der mit Ihnen gemeinsam nach unterstützenden, für Sie passenden Methoden sucht, damit Sie den Alltag besser bewältigen können. Die Angebote können auch Ihre Angehörigen wahrnehmen, wenn sie mit der Belastung allein nicht mehr zurechtkommen.

  • Zu den Psychoonkologen gehören die Berufsgruppen der Ärzte, Psychologen, Sozialpädagogen, Seelsorger und vergleichbar Tätige im medizinischen und sozialen Bereich.
  • Die Berufsbezeichnung „Psychoonkologe“ ist gesetzlich nicht geschützt. Erkundigen Sie sich deshalb nach Beratern, die sich über mehrere Jahre hinweg auf die Psychoonkologie spezialisiert haben und entsprechende Qualifikationen – wie Fortbildungen und Zertifikate – nachweislich durch die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. akkreditiert - vorweisen können.
  • Psychoonkologische Dienste (POD) gibt es in Universitätskliniken, Fachkliniken, Krankenhäusern und Reha-Kliniken mit onkologischem Schwerpunkt. Sie sind während der stationären Versorgung die direkten Ansprechpartner.
  • Im ambulanten Bereich übernehmen diese Aufgaben niedergelassene ärztliche und psychologische Psychotherapeuten sofern bei Ihnen eine behandlungsbedürftige psychische Belastung / Erkrankung diagnostiziert wurde. Des Weiteren stehen Ihnen die Krebsberatungsstellen bei allen sozialen Fragen und krankheitsspezifischen Belastungen – ohne zusätzlichen Krankheitswert - kurzfristig und kostenfrei beratend zur Seite. Es empfiehlt sich hier im Vorfeld einen Termin zur persönlichen Beratung zu vereinbaren z.B. bei den psychosozialen Krebsberatungsstellen der Bayerischen Krebsgesellschaft.

Die Psychoonkologie bzw. die psychosoziale Onkologie ist eine junge Disziplin in der Onkologie (Wissenschaft von der Krebserkrankung):

  • Psychoonkologen befassen sich mit den psychischen, sozialen und seelisch-spirituellen Aspekten einer Krebserkrankung und deren Auswirkungen im Alltag.
  • Sie erforschen die Entwicklung und den Verlauf von Krebserkrankungen sowie die persönlichen, familiären und sozialen Prozesse bei der Krankheitsverarbeitung.
  • Ihr Wissen nutzen sie systematisch für die Vorsorge, Früherkennung, Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation von Krebspatienten und deren Angehörige.

Wenn Sie sich an eine Psychoonkologin oder einen Psychoonkologen wenden möchten, können Sie über alles sprechen, was Sie bewegt und belastet. In der Praxis geht es häufig um diese Fragen:

  1. Wie kann ich mit meiner Krankheit besser umgehen?
  2. Was kann ich mit meinen Ängsten und/oder Depressionen umgehen?
  3. Wie kann ich mir meine Lebensqualität möglichst gut erhalten?
  4. Welche Methoden und Angebote kommen für mich infrage?

Angehörige stellen häufig diese Fragen:

  1. Wie kann ich meinen Partner, meine Eltern etc. unterstützen?  
  2. Was erzähle ich meinen Kindern? Wie spreche ich am besten mit ihnen?
  3. Was kann ich für mich tun, um den Belastungen standzuhalten?
  4. Wie komme ich mit den Belastungen besser zurecht?

Psychoonkologen bieten Patienten und deren Angehörigen eine „Hilfe zur Selbsthilfe“ an. So fühlen sie sich der Situation nicht passiv ausgeliefert, sondern sind in der Lage, aktiv zu handeln. Diese Methoden und Angebote haben sich bewährt:

  • Psychosoziale Beratung und unterstützende Gespräche
  • Psychotherapeutische Interventionen und Verweis auf weiterführende Maßnahmen
  • Vermittlung qualitätsgesicherter Informationen z. B. durch Broschüren
  • Selbsthilfegruppen
  • Vorträge und Seminare
  • Gruppenangebote und Kurse

Patienten und deren Angehörige können aus vielen beratenden und z. T. therapeutischen Angeboten auswählen. Sprechen Sie mit Ihrer Psychoonkologin oder Ihrem Psychoonkologen darüber, was Ihnen besonders gut tun würde:

  • Schreiben, z. B. Briefe, Tagebuch Kunsttherapie
  • Kunsttherapie
  • Musiktherapie, Tanztherapie
  • Entspannungsmethoden
  • Paar- oder Familientherapie

Die Bayerische Krebsgesellschaft bietet psychosoziale Krebsberatung mit psychoonkologisch qualifizierten Sozialpädagogen und Psychologen. Gleichfalls vermittelt sie in Selbsthilfegruppen und hält ein umfangreiches Angebot an Broschüren bereit,  damit Krebspatienten und Angehörige ihr Leben besser meistern können. Die Broschüren können Sie hier kostenlos downloaden oder bestellen.

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