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„Informieren-Beraten-Begleiten-Behandeln“ Psychoonkologie hilft Betroffenen im Umgang mit der Krebserkrankung – zu Beginn der Therapie und später auch im Alltag

Pressekonferenz zum Krebsinfotag am 19.10.21 Personen Von r. n. l.: Moderation: Prof. Dr. med. Hana Algül (Comprehensive Cancer Center München) Gesprächspartner: PD Dr. rer. nat. Dr. Andreas Dinkel (Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum r. d. Isar der TU), Prof. Dr. med. Julia Mayerle (LMU Klinikum, Innere Medizin II), Dr. med. Friederike Mumm (Zentrum für Psycho- Onkologie-IZPO, Klinikum LMU), Corinna Weixler (Erfahrungen als Patientin), Dipl.-Psych. Markus Besseler (Bayerische Krebsgesellschaft) Fotoquelle: Bayerische Krebsgesellschaft

München: Der Münchner Krebs-Informationstag für Patienten, Angehörige und Interessierte findet am 23. Oktober bereits zum 20. Mal statt. Veranstaltet wird er von lebensmut e.V., der Bayerischen Krebsgesellschaft (BKG), Krebsspezialisten der LMU und TU München (CCC München) sowie dem Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZKF).

Im Münchner Literaturhaus sowie unter www.krebsinfotag-muenchen.de werden von 9-18 Uhr Vorträge über aktuelle Behandlungsmethoden bei Krebs angeboten. Weitere Expertengespräche wurden vorab aufgenommen. Alle Informationen stehen Interessierten bis zum 20. November online zur Verfügung.

Psychoonkologie umfasst Information, Beratung, Begleitung und psychotherapeutische Behandlung von Krebspatienten und Angehörigen. Bereits 2008 wurde deren Notwendigkeit im Nationalen Krebsplan verankert. 2014 erschien die erste S3-Leitlinie für Psychoonkologie, gefolgt von der Patienten-Leitlinie in 2016. Mit der Zertifizierung von Krebszentren hat sich die Psychoonkologie als integraler Bestandteil der Onkologie fest etabliert. Seit 2020 werden nun auch ambulante Psychosoziale Krebsberatungsstellen durch die Gesetzliche und Private Krankenversicherung gefördert.

„Die psychoonkologische Begleitung ist fester Bestandteil der Krebstherapie und wir sollten das gleiche Augenmerk auf sie verwenden. Eine Krebsdiagnose ist für den Patienten und sein Umfeld ein lebensveränderndes Ereignis, das verarbeitet werden muss. Deshalb ist es unsere Aufgabe, jedem Patienten eine professionelle Betreuung anzubieten“, betont Prof. Dr. med. Julia Mayerle, Direktorin der Medizinischen Klinik II am Klinikum der LMU München. Sie ist Mitbegründerin des BZKF. Die Einrichtung hat das Ziel, die Versorgung von Krebspatienten in Bayern zu verbessern und neue Forschungsergebnisse klinischer Studien schnell in die medizinische Versorgung zu übertragen (Translation). Das BZKF unterhält auch das BürgerTelefonKrebs, wo sich Interessierte informieren und mit Experten in Kontakt treten können.

Die Bewältigung der Krebserkrankung und ihrer Folgen ist für Betroffene – Patienten wie Angehörige – eine große Herausforderung. Körperliche Beschwerden sowie existenzielle Ängste und Sorgen belasten Betroffene. Jeder Zweite fühlt sich Untersuchungen zufolge durch seine Krebsdiagnose sehr belastet. Etwa ein Drittel aller Patienten leidet an einer psychischen Störung. Obwohl der Bedarf an Unterstützung hoch ist, wissen viele Betroffene nicht, was Psychoonkologie überhaupt ist, und wo sie angeboten wird.

Patienten, die sich psychoonkologisch beraten ließen, äußerten sich aber meist positiv. Diese Erfahrung machte auch Corina Weixler: „Gerade am Anfang der Therapie habe ich mich sehr allein und wie ferngesteuert gefühlt. Ich dachte, ich muss einfach funktionieren und alles durchstehen. Das ständige Monitoring der eigenen Therapie, bei der ich alles richtig machen wollte, wurde zum einzigen belastenden Lebensinhalt. Dabei habe ich oft mehr Rücksicht auf die Erfordernisse in meinem familiären und medizinischen Umfeld genommen und meine eigenen Bedürfnisse zurückgestellt“, erinnert sich Weixler. Obwohl sie vor ihrer Erkrankung viele Jahre als Psychologische Psychotherapeutin gearbeitet und Patienten gestärkt hat, gelang es ihr nicht, zu Beginn die Therapiezentren und -entscheidungen gegeneinander abzuwägen oder im Verlauf klärende Gespräche rechtzeitig einzufordern. „Medizinische Komplikationen und äußere Umstände zerstörten immer wieder meine Vorstellung von einem optimalen Therapieverlauf. Eine Ärztin am Brustzentrum Großhadern, die ich für eine Zweitmeinung konsultierte, gab mir schließlich die Kontaktdaten einer Psychoonkologin. Diese kluge und erfahrene Frau half mir nach Abschluss der Akuttherapie sehr dabei, mein Leben Schritt für Schritt wiederaufzubauen und die Behandlungsphase nicht nur faktisch, sondern auch in meinem Kopf gut abzuschließen“, so Weixler.

Erste Orientierung bietet oftmals die stationäre Psychoonkologie. In Krebszentren sind Psychoonkologen heute Teil der multidisziplinären Behandlungsteams. Sie betreuen die Patienten auf den Stationen gemeinsam mit Ärzten, Pflegekräften, Sozialpädagogen, Physiotherapeuten und Seelsorgern. Um die psychosoziale Belastung und den Bedarf für psycho-onkologische Unterstützung zu erheben, wird an zertifizierten Krebszentren ein Screening durchgeführt.

Nach der Diagnose befinden sich viele Betroffene in einem Ausnahmezustand. Sie sind damit beschäftigt, den Schock der Diagnose zu verarbeiten. „Das Wichtigste, was wir für den einzelnen Betroffenen tun können, ist einen Raum zur Reflektion zu geben, um Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen und das Neue zu sortieren“, sagt Dr. Friederike Mumm, Leiterin des Interdisziplinären Zentrums für Psycho- Onkologie (IZPO) am CCC LMU und Oberärztin der Medizinischen Klinik III am LMU Klinikum. „Wir informieren, beraten, begleiten und behandeln - bedarfsorientiert und Schritt für Schritt. Was dem Einzelnen guttut, stützt und trägt, ist hierbei sehr individuell“, ergänzt Mumm. „Im Gespräch entwickeln wir gemeinsam Strategien zum Umgang mit Auswirkungen und Herausforderungen der Krebserkrankung. Wir geben konkrete Hilfestellung und ermutigen dazu, einen Blick auf das zu werfen, was neben der Krankheit da ist.“ So erfahren Patienten auch, auf welche Beratungs- und Unterstützungsangebote sie bei Bedarf zurückgreifen können.

Zur Psychoonkologie gehört auch Psychotherapie. Mit Hilfe von psychotherapeutischen Methoden können Einzel-, Gruppen- oder Paargespräche durchgeführt werden, um seelische Belastungen, Angst und Depressivität zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern. „Viele Krebspatienten können auf psychische Ressourcen und familiäre Unterstützung zurückgreifen und brauchen keine längerfristige Psychotherapie. Deshalb müssen wir herausfinden, wer höhergradige Belastungen hat. In diesen Fällen können wir mit Hilfe der Psychotherapie bei der emotionalen Verarbeitung der Krebsdiagnose helfen oder auch negative Verhaltensmuster oder Denkweisen verändern“, erklärt Privatdozent Dr. Andreas Dinkel. Er leitet die psychoonkologische Ambulanz in der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar. „Patienten in der psychoonkologischen Ambulanz, haben die akute Behandlung meist hinter sich. Manche kommen nach der Reha, andere wenn sie schon länger wieder zurück im Alltag sind. Sie leiden oft unter starker Erschöpfung, der tumorbedingten Fatigue, Depressionen oder der Angst vor dem Rezidiv. Manchmal wenden sich auch Patienten an uns, die vor der Therapie schon psychische Probleme hatten und bei denen der Krebs der Auslöser für eine erneute psychische Belastungsepisode war. Da spielen dann auch andere Themen eine Rolle. Wenn diese Themen zu viel Raum einnehmen und eine Begrenzung auf die Krebserkrankung kaum möglich ist, vermitteln wir die Patienten an externe Psychotherapeuten“, so Dinkel.

Krebspatienten brauchen in jeder Erkrankungsphase, von der Diagnose bis zum Cancer Survivor, verlässliche Ansprechpartner für ihre Anliegen. Krebs ist eine chronische Erkrankung, deshalb sind Beratungsangebote für Patienten in der Nachsorge und deren Angehörige sehr wichtig. „In denPsychosozialen Krebsberatungsstellen finden Betroffene niedrigschwellige Hilfen und psychosoziale Beratungsangebote. Dort können sie in einem geschützten Raum außerhalb des Medizinbetriebs offen über ihre Anliegen sprechen und gemeinsam mit den Beratern individuelle Bewältigungsstrategien und neue Perspektiven für ihr Leben mit der Erkrankung entwickeln“, sagt Markus Besseler, Geschäftsführer BKG. „Unser langfristiges Ziel ist es, in Bayern eine flächendeckende niedrigschwellige Versorgung anbieten zu können. Damit jeder Krebsbetroffene wohnortnah die Unterstützung erhält, die er braucht, sollten alle Akteure in der onkologischen Versorgungslandschaft noch enger zusammenzuarbeiten. Deshalb sind wir im steten Austausch mit politischen Entscheidungsträgern, Krankenkassen, Fachverbänden, Krebszentren, medizinischen Einrichten und sozialen Vereinen, um psychoonkologische Angebote vor allem in den ländlichen Regionen auszubauen“, erklärt Besseler.

Anmeldung und weitere Infos unter: www.krebsinfotag-muenchen.de

Pressemeldung als PDF

Pressekonferenz als Stream:www.youtube.com/watch

Cornelia Gilbert M.A.                                                                              
Pressereferentin                                                                                      
Bayerische Krebsgesellschaft e.V.                                                   
Tel. 089. 54 88 40-45                                                                           
gilbert@bayerische-krebsgesellschaft.de                                      
www.bayerische-krebsgesellschaft.de             


Serap Tari
Veranstaltungsleitung
lebensmut e.V.
Tel. 089. 4400 74903
serap.tari@med.lmu.de
www.lebensmut.org

 

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