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Innovationen in der Onkologie - Was ist wirklicher Fortschritt?

Pressegespräch "Innovationen in der Onkologie" am 20.10.2020 im PresseClub München zum Krebs-Informationstag
Markus Besseler, Geschäftsführer Bayerische Krebsgesellschaft (links) und Professor Wolfgang Hiddemann (1. Vorsitzender von lebensmut e.V.) eröffnen die Pressekonferenz mit der Ankündigung zum Krebs-Infotag

Der Krebs-Informationstag 2020 für Patienten, Angehörige und Interessierte findet erstmals online am 24. Oktober 2020 statt. In acht Live-Arbeitsgruppen und 15 Expertengesprächen informieren lebensmut e.V., die Bayerische Krebsgesellschaft und Krebs-spezialisten der LMU und TU München (CCC München) über innovative Behandlungsmethoden bei Krebs und zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten.

Keine Krebserkrankung gleicht der anderen. Wissenschaftler forschen weltweit nach einem Heilmittel gegen Krebs und Medien berichten regelmäßig über sensationelle Erfolge im Kampf gegen Krebs. Dennoch wird es aufgrund der biologischen Vielfalt von Tumorzellen auch in Zukunft kein Allheilmittel für alle Krebserkrankungen gleichermaßen geben. Die Fortschritte in der Onkologie sind meist kleinschrittig. Selbst bei großen Durchbrüchen gelten sie oft nur für einzelne Krebsarten oder sogar nur spezifische Untergruppen mit zum Teil erheblichen Nebenwirkungen. Nur über lange Fortschrittszeiten und in der Summe vieler kleiner Schritte verlieren Krebserkrankungen allmählich ihren Schrecken.

Hoffnungsträger personalisierte Medizin. Deshalb gilt die personalisierte Krebstherapie als vielversprechendes Behandlungskonzept und Hoffnungsträger für viele Krebspatienten. „Wir befinden uns gerade in einer medizinischen Revolution. Mit der Entwicklung moderner Technologien und neuer Medikamente werden neue, nie dagewesene Möglichkeiten der Tumortherapie eröffnet“, betont Professor Hana Algül, Geschäftsführender Direktor des CCC München - Comprehensive Cancer Center und Direktor des CCC MünchenTUM, Klinikum rechts der Isar der TU München. „Die personalisierte Krebsmedizin ist eine auf jeden einzelnen Patienten angepasste Krebstherapie. Sie bietet eine große Chance für alle Krebsbetroffenen. Diese Entwicklung erfordert eine besonders intensive Zusammenarbeit der Ärzte und Wissenschaftler in sogenannten Molekularen Tumorboards, in denen die Individualfälle gemeinsam besprochen und personalisierte Krebstherapien festgelegt werden“, betont Algül.

ImmuntherapieistGold-Standard. „Sogenannte Checkpoint-Inhibitoren, Bispezifische Antikörper-Konstrukte und CAR-T-Zellen haben die Therapielandschaft in der Onkologie nachhaltig verändert. Zahlreiche Zulassungen aus dem Bereich der Immuntherapie haben die Immuntherapie zum Gold-Standard gemacht, der bereits bei vielen Krebserkrankungenroutinemäßig in der Klinik und in den Praxen verwendet wird“, erklärt Professorin Marion Subklewe, Oberärztin Medizinische Klinik und Poliklinik III, LMU Klinikum München. „Der Fokus der verschiedenen Immuntherapien liegt in der Rekrutierung und Aktivierung von Immunzellen, insbesondere T-Zellen, die Tumorzellen vernichten können. Neben den sogenannten Checkpoint Inhibitoren, die endogene T-Zellantworten reaktivieren können, basiert der Wirkmechanismus von CAR-T-Zellen (Chimeric Antigen Rezeptor) auf der „Schärfung“ von Immunzellen im Labor. CAR-T-Zellen sind körpereigene T-Lymphozyten des Patienten, die entnommen und durch gentechnische Modifikationen befähigt werden, nach Reinfusion in den Patienten, gezielt Zellen eines Tumors anzugreifen, die ein bestimmtes Oberflächenantigen exprimieren“, weiß Subklewe.

Die Zeit der großen Schnitte ist vorbei. Auch die Chirurgie von Tumoren im Hals-, Nasen- und Ohren-bereich (HNO) stützt sich heute auf Medizintechnik: Navigation, Endoskopie, Robotik und Laser. „Diese ermöglicht ein präzises und nebenwirkungsärmeres Entfernen von Tumorgewebe“, schildert Professorin Barbara Wollenberg, Direktorin der Klinik für HNO, Klinikum rechts der Isar, TU München. „Durch eine Vielzahl rekonstruktiver Verfahren können wir die Funktionalität der Organe besser erhalten. Durch die Gabe immuntherapeutischer Substanzen vor einer Operation bildet sich der Tumor zurück, die Schnitte werden kleiner. Und im Rahmen der personalisierten Medizin diskutieren wir die individuelle Situation jedes Patienten im Tumorboard mit umfassender Kompetenz“, ergänzt Wollenberg.

„Sehen, wo der Strahl hingeht“ – Durchbruch in der Bildführung. Bislang wurden Tumore oft bestrahlt, ohne die Region „live“ visualisieren zu können. Dadurch benötigte man Sicherheitsbereiche, um Bewegungen der tumorbefallenen Region zu kompensieren. „Die aktuelle technische Herausforderung besteht darin, die Tumorlage während der Bestrahlung sichtbar zu machen und somit die Strahllage unter Sicht perfekt an die veränderliche Anatomie anzupassen. Sehr gut dazu geeignet sind Live-Ultraschallgeräte, Kernspin-Linac Kombinationsgeräte (MRT-LINAC), Oberflächen Scanner und integrierte Röntgensysteme. Mit einem Oberflächenscanner, kann die Lage der Brust live kontrolliert werden, mit einem Ultraschallgerät die Prostata und mit dem MRT-LINAC insbesondere die Lunge, Prostata, Pankreas und innere Organe. Es wird somit klar, dass nicht eine Bildführungsmodalität für alle Fragen geeignet ist.“, erklärt Professor Claus Belka, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, LMU Klinikum München.

Qualitativ hochwertige Patienten-Informationen erhöhen die Akzeptanz für klinische Studien. Um Innovationen auf den Weg zu bringen und im klinischen Alltag zu etablieren, braucht es klinische Studien und Patienten, die sich daran beteiligen. Voraussetzung für deren Teilnahme ist, dass sie die Ziele, die Sinnhaftigkeit, mögliche Risiken und die generellen Abläufe einer Studie kennen und verstehen. Eine wichtige Basis für Verständnis sind hochwertige Patienteninformationen. Um Wissenschaftlern im Rahmen eines Studienantrags die Erstellung von gut verständlichen Patienten-Informationen und Einwilligungsdokumenten zu erleichtern, hat die die Ethikkommission der TU München eine elektronische Erstellungshilfe für Informations- und Einwilligungsdokumente namens „eTIC“ entwickelt. „Die bei uns eingereichten Patienteninformationen und Einwilligungserklärungen gaben häufig Anlass zu Kritik. Als Ethikkommission erstellten wir dann zeitaufwendig Korrekturen, die nach einem langen und ermüdenden Prozess nicht zum gewünschten Ergebnis führten“, erinnert sich Professor Georg Schmidt, Vorsitzender der Ethik-Kommission der Fakultät für Medizin der TU München und stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Medizinischer Ethik-Kommissionen in der Bundesrepublik Deutschland e.V. Die Software „eTIC“ hilft Wissenschaftlern dabei, korrekte Unterlagen zur informierten Einwilligung zu erstellen. Das Tool analysiert die Lesbarkeit der frei formulierten Passagen mit Hilfe computerlinguistischer Methoden; schwer verständliche Sätze und Wörter werden angezeigt, sodass diese gezielt optimiert werden können.

Die richtigen Fragen stellen. Damit Krebspatienten von wirklichem Fortschritt in der Onkologie profitieren, ist es wichtig, dass sie reißerische Heilsversprechen aus Medien und sozialen Netzwerken erkennen und kritisch hinterfragen. Dabei hilft ihnen das Gespräch mit dem behandelnden Onkologen. Er kann vermitteln, wie vernetzt besonders universitäre Zentren und zertifizierte Krebszentren arbeiten und dass Krebspatienten dort im Rahmen von klinischen Studien am ehesten von innovativen Therapien profitieren als außerhalb. Folgende Fragen könnten helfen: 1. In welchem Medium wird über einen Durchbruch berichtet? 2. Wer macht die Aussage? 3. Wird genau beschrieben welcher Patientengruppe und in welchem Stadium ein neues Medikament oder eine neue Methode hilft? 4. Liegen ausgereifte Studienergebnisse oder andere wissenschaftliche Daten vor, die belegen, dass ein vermeintlicher Durchbruch ein wirklicher Durchbruch ist? 5. Wird über Wirkung und besonders auch Nebenwirkungen ausgewogen berichtet?

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Anmeldung und weitere Infos unter: https://krebsinfotag-muenchen.de/

Cornelia Gilbert M.A.                   
Pressereferentin                    
Bayerische Krebsgesellschaft e.V.
Tel. 089. 54 88 40-45
gilbert@bayerische-krebsgesellschaft.de
www.bayerische-krebsgesellschaft.de   

Serap Tari
Veranstaltungsleitung
lebensmut e.V.
Tel. 089. 4400 74903
serap.tari@med.lmu.de
www.lebensmut.org

 

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