„Gerade Letzteres ist wichtig, um mit den sozialen und seelischen Folgen ihrer Erkrankung besser umgehen zu können. Hier sehen wir Handlungsbedarf. Mit dem Bayerischen Krebspatienten-Preis würdigen wir deshalb Angebote in Bayern, die eine bessere psychoonkologische (Weiter)Versorgung von Krebspatienten ermöglichen“, betonte Prof. Günter Schlimok, Präsident der Bayerischen Krebsgesellschaft, bei der diesjährigen Verleihung des Preises.
Am 29. November verliehen wir in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Bayern und dem VdK Bayern im Hörsaal Pavillon der TU München am Klinikum rechts der Isar den Bayerischen Krebspatienten-Preis 2019 an ausgewählte Projekte, die nachhaltige und übertragbare Konzepte für eine bessere psychoonkologische (Weiter)Versorgung von Krebspatienten an der Schnittstelle stationär – ambulant entwickelt haben.
Eine fachkundige Jury beurteilte die eingereichten Projekte nach folgenden Kriterien: Integration ins interne Entlass-und Qualitätsmanagement, Vernetzung mit regionalen Akteuren, Kommunikation mit Patienten, Nachhaltigkeit, einfache Übertragbarkeit und Innovationsgrad.
Der 1. Preis, dotiert mit 3.000 Euro, ging an das „Onkologische und Palliativmedizinische Netzwerk Landshut – Kooperation als Brücke zwischen ambulantem und stationärem Sektor“. Es wird von der Praxis Dr. Vehling-Kaiser und der LAKUMED Klinik Landshut betrieben. Christian Bredl, Leiter der Techniker Krankenkasse Bayern, sprach die Laudatio.
Das Onkologische und Palliativmedizinische Netzwerk Landshut ist ein interdisziplinäres Kooperationsmodell im ländlichen Raum zwischen ambulanten und stationären onkologischen- bzw. palliativmedizinischen Einrichtungen. Es versorgt die Region Landshut und angrenzende Gebiete in einem Umkreis von etwa 70 km. Im Einzugsgebiet leben rund 300.000 Einwohner. Zieldes Netzwerkes ist die heimatnahe medizinische und pflegerische Versorgung von Krebspatienten in allen Krankheitsstadien. Dabei sollen alle Abläufe hinsichtlich der bestmöglichen Lebensqualität des schwerstkranken Patienten optimiert werden.
Zum Netzwerk gehören verschiedene stationäre Einrichtungen, wie die Palliativstation am Krankenhaus Landshut-Achdorf und ambulante Institutionen wie die Onkologische Praxis mit Tagesklinik und Palliativmedizin an den Standorten Landshut, Vilsbiburg, Rottenburg, Dingolfing und Mainburg an. Auch Ärzte, Pflegedienste, Therapeuten, Seelsorger, die Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV), der Mobile Onkologische Dienst (MOD), die Brückenpflege sowie Hospizvereine und Selbsthilfegruppen sind in das Netzwerk integriert.
Der Jury gefiel besonders, dass Patienten bereits bei der Diagnosestellung die Möglichkeit einer psychoonkologischen Beratung erhalten. Darüber hinaus pflegt das Netzwerk „offene Grenzen“. Dadurch wird sowohl im Bereich der ärztlichen als auch pflegerischen Versorgung eine kontinuierliche Betreuung der Patienten, ein ständiger Informationsfluss und eine sichere Therapie mit Möglichkeiten der palliativen Versorgung geschaffen.
Eine weitere Besonderheit, dass Patienten sowohl im ambulanten, als auch im stationären Bereich durch dieselben Ärzte behandelt werden. Auf diese Weise bleibt die Verantwortung des Arztes für die Versorgung des Patienten auch bei einer stationären Versorgung bzw. nach Entlassung in den ambulanten Bereich erhalten. Dies erhöht das Vertrauen der Patienten. Informationsverluste, Doppeluntersuchungen und unnötige Medikamentenumstellungen werden vermieden.
Den 2. Preis, dotiert mit 1.500 Euro, erhielt das Konzept: „Implementierung einer ambulanten psychosozialen onkologischen Plattform zwischen Klinik und Praxis“ des Onkologischen Zentrums Traunstein, der Kliniken Südostbayern AG und des Vereins Gemeinsam gegen Krebs e.V., eingereicht durch Prof. Dr. med. Dirk Zaak. Die Laudatio sprach die Ärztin Dr. Christa Scholtissek, Mitglied im Vorstand des Vereins IKARUS e.V.
Da in einzelnen Regionen des Südosten Bayerns die psychosoziale Betreuung von Krebspatienten zwischen dem ambulanten und stationären Sektor nicht ausreichend gesichert war, wurde 2017 der gemeinnützige Verein „Gemeinsam gegen den Krebs e.V.“ gegründet. Mit ihm wird die Versorgungslücke außerhalb der Kliniken und Praxen im Raum Traunstein geschlossen.
Der durch Spendengelder finanzierte Verein beschäftigt 5 Mitarbeiter, die sich gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern um die psychosozialen Belange der Patienten und ihrer Angehörigen kümmern. Neben wöchentlichen Beratungsangeboten wie einer Familiensprechstunde, Sozialberatung, Ernährungs- und Rechtsberatung können Patienten auch monatliche Entspannungs- und Aktivitätsveranstaltungen in der Natur sowie Kochkurse wahrnehmen. Der Jury gefiel besonders, dass viele dieser Aktivitäten den Patienten bereits im Rahmen der stationären Therapie und des Entlass-Managements im Onkologischen Zentrum Traunstein angeboten werden. Durch fachbezogene Informations- und Benefizveranstaltungen sowie die Etablierung einer Social-Media-Plattform deckt der Verein die gesamte Versorgungskette ab und baut eine Brücke von der stationären in die ambulante Versorgung.
Über den 3. Preis, dotiert mit 500 Euro, freuten sich die Mitarbeiter des Projekts: „Integrative Onkologie – Gemeinsam.Ganzheitlich.Gegen Krebs.“ durchgeführt unter der Leitung vonDr. med. Harald Hollnberger und Doris Kölbl am Klinikum St. Marien in Amberg.Die Laudatio sprach der Bayerische Patienten- und Pflegebeauftragter Prof. Peter Bauer.
Das Projekt der Integrativen Onkologie verfolgt einen ganzheitlichen Behandlungsansatz und verbindet konventionelle onkologische Therapien (Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie, Anti-Hormon-Therapie) mit integrativen Therapien unter dem Dach des Onkologischen Zentrums.
Die Jury würdigte das Konzept, in dem die Lebensqualität und der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt stehen. Die Patienten werden aktiv in die Therapiegestaltung einbezogen. Das stärkt ihre Autonomie und ihr Selbstwertgefühl. Das in der Klinik Erlernte kann problemlos, eigenständig und selbstbestimmt auch zu Hause fortgeführt werden.
Besonders ist auch, dass Patienten aus einer Reihe von komplementären Angeboten auswählen können. Dazu zählen Bewegungstherapie, Ernährungsberatung, Entspannungskurse (Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training), Yoga für onkologische Patienten, Psychoonkologische Beratung und Kunsttherapie.
Die positiven Effekte integrativer Krebstherapien sind bereits durch wissenschaftliche Studien aus den USA belegt: Durch die Steigerung des körperlichen und seelischen Wohlbefindens steigen auch die Heilungschancen, tumor- und therapieassoziierte Symptome werden reduziert und die Gesamtüberlebenszeit verlängert und das bei deutlich besserer Lebensqualität.
Zusammenfassung Preis3-2019
Die Mitglieder der Jury zum Krebspatienten-Preises 2019 waren: Prof. Peter Bauer (Bayerischer Patienten- und Pflegebeauftragter), Daniel Bahr (Bundesminister für Gesundheit a. D., Ressortleiter Allianz Private Krankenversicherung), Christian Bredl (Leiter Techniker Krankenkasse Bayern, Leiter AG integrierte Versorgung Healthcare Bayern e.V.), Dr. med. Christa Scholtissek (Ärztin, Mitglied im Vorstand des Vereins IKARUS e.V.), Prof. Dr. med. Günter Schlimok (Präsident der Bayerischen Krebsgesellschaft e.V.) sowie Barbara Meyer (Leiterin der Krebs-Selbsthilfegruppe München 30)