Wir begrüßen diese Neuerung und Weiterentwicklung in der Krebsfrüherkennung ausdrücklich“, sagt Gabriele Brückner, Geschäftsführerin der Bayerischen Krebsgesellschaft. „Schon die Einführung des Pap-Abstrichs in den 70er Jahren konnte die Zahl der Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen stark reduzieren. Mit dem neuen HPV-Screening für Frauen ab 35 wird die Früherkennung noch wirksamer“, so Brückner.
Frauen unter 35 sind vom HPV-Test im Drei-Jahres-Turnus ausgeschlossen, da HPV bei jungen Menschen häufig vorkommt. Fast jeder Mensch im sexuell aktiven Alter infiziert sich im Laufe seines Lebens mit HPV, ohne davon etwas zu bemerken. In den meisten Fällen wird das Immunsystem alleine mit den Viren fertig. Ein HPV-Test in der Altersgruppe der unter 35-Jährigen würde demnach zu Fehleinschätzungen und damit zu mehr Verunsicherung bei den Frauen führen. Erst wenn eine HPV-Infektion länger fortbesteht, könnten sich daraus Krebsvorstufen entwickeln.
Frauen im Alter von 20 bis 34 Jahren haben die Möglichkeit, einmal jährlich eine zytologische Untersuchung mittels Pap-Abstrich (einschließlich einer klinischen gynäkologischen Untersuchung) in Anspruch zu nehmen. Dabei wird ein Abstrich vom Gebärmutterhals entnommen und auf veränderte Zellen untersucht. Je nach Ergebnis können sich weitere Untersuchungen anschließen: eine weitere zytologische Untersuchung, ein Test auf genitale Infektionen mit HPV oder eine Kolposkopie (Spiegelung) des Gebärmutterhalses.
Wichtig für alle Frauen: Ist ein HPV-Test positiv, findet sich also in den Zellen der Gebärmutterschleimhaut Erbgut der Humanen Papillomviren, ist das noch lange keine Krebsdiagnose. Damit hat der Arzt lediglich festgestellt, dass eine HPV-Infektion vorliegt. Wenn der kombinierte Pap-Test ebenfalls auffällig ist, werden weitere Untersuchungen durchgeführt. So können bereits Vorstufen einer Krebserkrankung erkannt und bekämpft werden. Die Krebserkrankung bricht, so gesehen, gar nicht erst aus.
Die Bayerische Krebsgesellschaft appelliert daher an alle Frauen: Sie schützen sich am besten, wenn sie ab dem 20. Lebensjahr einmal im Jahr zum Frauenarzt gehen, um einen Pap-Abstrich vornehmen zu lassen und – wenn Sie älter als 35 Jahre sind, machen Sie bitte alle drei Jahre zusätzlich den HPV-Test. Unabhängig davon sollten Sie immer dann zum Arzt gehen, wenn sie Beschwerden haben. Der Frauenarzt untersucht äußere und innere Geschlechtsorgane und tastet die Brust ab.
Für Frauen ist es wichtig, alle Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs wahrzunehmen. Denn je früher eine Tumorerkrankung erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Gegenwärtig haben etwa 60 Prozent der an Gebärmutterhalskrebs erkrankten Frauen in den letzten fünf Jahren keine Vorsorgeuntersuchung wahrgenommen. Um langfristig die Sterblichkeit bei Gebärmutterhalskrebs zu senken, ist die Früherkennung wichtiger denn je.
Ebenso wichtig ist die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen im Alter zwischen 9 und 17 Jahren, um sie vor HPV zu schützen. Internationale Studienauswertungen zeigen schon heute, dass durch die HPV-Impfung in den nächsten Jahren die Neuerkrankungsrate an Gebärmutterhalskrebs weltweit stark reduziert werden kann. Voraussetzung dafür ist die frühzeitige Impfung vor dem ersten sexuellen Kontakt.