Diese umfasst einen Bluttest zur Bestimmung des PSA-Wertes (prostataspezifisches Antigen) und eine sogenannte rektale Tastuntersuchung über den Enddarm. Sind die Werte normal, erfolgt in der Regel eine Kontrolle nach einem Jahr.
Werden erhöhte Werte gemessen, sind weitere Tests und Untersuchungen nötig, um die Ursache zu finden bzw. auch um eine Krebserkrankung auszuschließen. Dann beginnt für die betroffenen Männer eine Zeit der Unsicherheit und der mühsamen Suche nach Antworten: Was bedeutet ein erhöhter PSA-Wert und wie aussagekräftig ist er? Welche weiteren Untersuchungen braucht es, um die Diagnose Prostatakrebs zu erhärten? Wie wird er behandelt? Kann ich geheilt werden? Wie wirkt sich die Erkrankung auf meine Potenz, meine Sexualität und damit auf meine Lebensqualität aus?
Nach der Diagnose bemühen viele Betroffene „Dr. Google“ und begeben sich damit auf eine lange und ermüdende Recherche im Internet. Dabei stoßen sie auf eine Flut von Informationen, ohne wirklich genau zu wissen, was davon wirksam und bewiesen ist. Was ihnen dann fehlt, ist eine klare Orientierung, wo sie nicht nur medizinisch fundierte Informationen finden, sondern bei Ängsten und Sorgen auch professionelle Hilfe durch Psychoonkologen in Anspruch nehmen können.
Durch unsere Kooperation mit der Prostata Hilfe Deutschland (PHD) wollen wir betroffenen Männern schnell und gezielt weiterhelfen und ihnen Antworten auf alle Fragen rund um ihre Erkrankung bieten. Dazu sprachen wir mit Dr. Knut Müller, Vorsitzender und Mitbegründer der PHD:
BKG: Herr Dr. Müller, viele Männer gehen ungern zum Arzt und noch seltener zur Krebs-Vorsorge. Warum ist das ein Fehler?
Dr. Knut Müller: Leider stimmt es, dass Männer im Vergleich zu den Frauen immer noch wahre Vorsorge-Muffel sind. Nur etwa jeder vierte Mann im Alter ab 45 Jahren nimmt die bestehenden Angebote zur Früherkennung wahr. Wer aber die Früherkennung nicht ernst nimmt, vergibt im Ernstfall die Chance auf Heilung oder ein längeres Überleben. Bei früh erkannten Tumoren liegt die relative 5-Jahres-Überlebensrate heute bei über 90 Prozent. Aber viele Männer gehen oft erst zum Arzt, wenn sie größere Probleme haben. Dann kann das „Kind schon in den Brunnen gefallen sein“ und der Tumor ist bereits fortgeschritten.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 60.000 Männer an Prostatakrebs, davon betroffen sind in Bayern etwa 7.900 Männer. Prostatakrebs ist damit nicht nur die häufigste Krebserkrankung des Mannes, sie führt nach Lungenkrebs auch zu den meisten Todesfällen. Mit unserem Angebot wollen wir das Gesundheitsverhalten der Männer langfristig verändern, nur so haben sie im Erkrankungsfall bessere Chancen, ihren Krebs auch zu überleben.
BKG: Was ist das Besondere an der Prostata Hilfe Deutschland und welche Ziele verfolgt Sie?
Dr. Knut Müller: Die Prostata Hilfe Deutschland (PHD) ist eine gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, die generelle Vorsorgebereitschaft von rund 17,4 Millionen Männern im Alter ab 45 Jahren in Deutschland zu erhöhen und ihre Gesundheitskompetenz rund um das Thema Prostata und Prostatakrebs zu verbessern. Mit unserem Internetportal: www.prostata-hilfe-deutschland.de wollen wir erkrankte Männer dabei unterstützen, dass sie als mündige Patienten Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen und gemeinsam mit den behandelnden Ärzten die für sie „richtigen“ Entscheidungen treffen.
Dazu entwickelten wir auf unserer Plattform umfassende digitale und aktuelle Ratgeberformate. Sie beinhalten medizinisch fundierte, laienverständliche und am Patienten orientierte Informationen, die immer sowohl die Sicht des Betroffenen, als auch die aktuelle wissenschaftliche Beurteilung durch den Facharzt widerspiegeln.
Auf der Internetseite finden betroffene Männer neben allen relevanten medizinischen Informationen auch eine Schritt-für-Schritt-Begleitung durch die Therapie. So werden Therapieentscheidungen klarer und der Patient kann aktiv zum Erfolg der Behandlung beitragen. Dafür entwickelt die PHD eigens produzierte Video-Clips mit Gesprächen zwischen Experten und Betroffenen und informiert in einem Newsfeed über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Behandlung von Prostatakrebs. Ziel unseres Angebots ist es, drängende Fragen von erkrankten Männern und deren Angehörigen leicht verständlich, seriös und möglichst umfassend zu beantworten.
BKG: Sie sind Gründungsmitglied der PHD, was hat Sie dazu bewogen?
Dr. Knut Müller: Als ich 2015 die Diagnose Prostatakrebs erhielt, hat mich das ziemlich verunsichert. Man sah mir nicht an, dass ich Krebs hatte und rein körperlich fühlte ich mich auch gesund. Dennoch machte mir die Diagnose zu schaffen und ich begab mich auf die Suche nach brauchbaren Informationen im Internet. Ich verbrachte viel Zeit vor dem Rechner. Die große Flut an Informationen überforderte mich recht bald, denn je tiefer ich in die Thematik eintauchte, umso größer wurden die Widersprüche. Mir fehlte ein verlässlicher Ratgeber mit einer klaren Struktur, aussagekräftigen Fakten und einer Schritt-für Schritt-Anleitung, der ich folgen und vertrauen konnte. Gefunden habe ich so etwas nicht. Ein langjähriger Freund, Michael Reinhard, hatte wenige Jahre zuvor die gleichen Erfahrungen gemacht. Und so entstand bei uns beiden der Wunsch, anderen Erkrankten, die nach uns kamen, zu helfen. Sie sollten nicht immer wieder die gleiche, kräftezehrende Recherche antreten müssen, sondern schnell und einfach fündig werden. So wurde die Idee für die Prostata Hilfe Deutschland geboren. Gemeinsam mit dem Urologen Dr. Frank Schiefelbein und anderen Unterstützern gründeten wir 2017 die Prostata Hilfe Deutschland. Wir wollten damit ein modernes, für jeden leicht verfügbares Angebot schaffen, dass Betroffene einfühlsam und prägnant in ihrer individuellen Erkrankungssituation unterstützt und durch den Einsatz moderner Technologien auch den Dialog zwischen Betroffenen und Experten fördert.
BKG: Warum haben Sie die Bayerische Krebsgesellschaft mit „ins Boot“ geholt?
Dr. Knut Müller: Uns war es wichtig, Synergien zu nutzen. Durch die Vernetzung unserer Angebote haben Betroffene schnellen Zugriff auf alle medizinisch relevanten Informationen zum Thema Prostatakrebs und darüber hinaus können sie bei Ängsten, Sorgen und seelischen Belastungen ohne lange Wartezeiten alle psychosozialen Unterstützungsangebote der Bayerischen Krebsgesellschaft (BKG) für sich nutzen. Damit haben sie mit nur wenigen Klicks die ganze Bandbreite an Hilfsmöglichkeiten vor Augen und die besten Voraussetzungen für ihre Krankheitsbewältigung.
Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit der BKG, da wir nicht nur auf eine langjährige Expertise der BKG, sondern auch auf ein tragfähiges, bayernweites Netzwerk an Psychosozialen Krebsberatungsstellen zurückgreifen können. Auf diese Weise erreichen wir sehr viele Betroffene in Bayern. Das ist für die Entwicklung unserer Organisation und somit für alle Prostata-Erkrankten ein großer qualitativer Gewinn.
BKG: Planen Sie über die Internetplattform hinaus weitere konkrete Schritte?
Dr. Knut Müller: Wir werden die bereits bestehenden Informations- und Beratungsangebote durch neue, gemeinsam entwickelte digitale Medien, Ratgeber und Veranstaltungen erweitern. Wir planen eine App, um Betroffenen mobil und von überall her Zugang zu qualifizierten Informationen und Beratungsangeboten zu ermöglichen. Langfristig möchten wir unser Netzwerk ausbauen und sind dafür bundesweit im Gespräch mit verschiedenen Krebsgesellschaften, Patientenverbänden und Kooperationspartnern im Gesundheitssektor. Durch die Zusammenarbeit werden wir die Zahl der gut informierten Krebsbetroffenen weiter erhöhen und die Öffentlichkeit noch stärker für die Krebsvorsorge sensibilisieren. Für Interessierte wird es Anfang Februar Gelegenheit geben, sich beim Informationstag Prostatakrebs in Würzburg zu informieren. Neben zahlreichen Fachvorträgen und einer Podiumsdiskussion können Besucher dort auch ganz persönlich das Team der Psychosozialen Krebsberatungsstelle Würzburg der BKG kennenlernen.
Haben Sie konkrete Fragen zum Thema Prostatakrebs oder Anregungen zum gemeinsamen Angebot der Bayerischen Krebsgesellschaft und der Prostata Hilfe Deutschland? Dann freuen wir uns auf eine Nachricht von Ihnen, gerne per Mail an: info@bayerische-krebsgesellschaft.de
Natürlich können Sie sich auch jederzeit an eine Krebsberatungsstelle in Ihrer Nähe wenden. Unsere Berater helfen Ihnen gerne weiter. Die Kontaktadressen finden Sie auf unserer Homepage: www.bayerische-krebsgesellschaft.de.
Kontakt: Prostata Hilfe Deutschland:
Dr. Knut Müller
E-Mail: knut.mueller@prostata-hilfe-deutschland.de