In den letzten Monaten war "Methadon als Krebsmedikament" ein heiß diskutiertes Thema in Medien und sozialen Netzwerken. Ausgelöst durch Fernsehberichte verbreitete sich die hoffnungsvolle Botschaft wie ein Lauffeuer: Eine Ulmer Forscherin habe bei Laborversuchen mit Zellkulturen im Reagenzglas und wenigen Tierexperimenten nachgewiesen, dass Methadon die Wirkung einer Chemotherapie verstärken und so zu einem möglichen Rückgang eines Tumors beitragen könne.
Erfahrungsberichte von schwerkranken Krebspatienten schienen ihre Theorie zu untermauern, dass Tumore nach der Einnahme vermeintlich schrumpften oder fast gänzlich verschwinden würden. Auch ein Palliativmediziner aus Iserlohn will beobachtet haben, dass Patienten, die er in seinem Hospiz mit Methadon behandelte, wesentlich länger bei besserer Lebensqualität leben würden.
Wie gerne würden wir uns der Euphorie anschließen und den Durchbruch in der Krebstherapie feiern. Aber so einfach ist es leider nicht. Solange die Aussagen rein experimenteller Natur sind und die Wirksamkeit von Methadon bei Krebs nicht durch wissenschaftliche Studien bewiesen wurde, raten wir Krebspatienten zur Vorsicht: Lassen Sie sich nicht verunsichern und suchen Sie das offene Gespräch mit Ihrem behandelnden Onkologen! Brechen Sie keinesfalls eigenmächtig Ihre bisherige, fundierte Krebstherapie ab, weil Sie stattdessen mit Methadon behandelt werden wollen! Die Folgen sind unabsehbar.
Gerade weil die öffentliche Diskussion im Moment zu einem großen Ver- trauensverlust zwischen verzweifelten Patienten und deren Ärzten führt, möchten wir zu einer differenzierten Betrachtung des Themas beitragen. Deshalb sprachen wir mit dem Regensburger Onkologen und Palliativ- mediziner Dr. Michael Rechenmacher über Methadon. Wie er das Medikament bewertet, lesen Sie im aktuellen Newsletter.
Ihr Team der Bayerischen Krebsgesellschaft e.V.
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