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Früherkennung Prostatakrebs

4.2. Früherkennung: Prostatakrebs

Hier fasst Dr. Ludwig Lutz, Generalsekretär der Bayerischen Krebsgesellschaft, das Wichtigste zur Prostatakrebsfrüherkennung zusammen. Der Internist und Onkologe aus München leitet eine Privatpraxis für Innere Medizin im Krankenhaus für Naturheilweisen München und hat sich unter anderem auf die Behandlung von Männern mit Prostatakrebs spezialisiert.

Wichtig zu wissen:

  • Mediziner bezeichnen die Vorsteherdrüse als Prostata.
  • Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 69 Jahren.
  • Bei den krebsbedingten Todesursachen liegt Prostatakrebs an dritter Stelle – hinter Lungen- und Darmkrebs.
  • Hier sehen Sie den Aufbau der Prostata in einer Zeichnung.

Diese beiden Untersuchungsmethoden empfehlen Mediziner zur Früherkennung von Prostatakrebs:

  1. Tastuntersuchung: Ab dem 45. Lebensjahr zahlt die gesetzliche Krankenversicherung einmal im Jahr eine kostenlose Tastuntersuchung der Prostata. Bei Männern mit familiärer Vorbelastung wird die Tastuntersuchung ab dem 40. Lebensjahr empfohlen. Um diese Früherkennungsmethode in Anspruch zu nehmen, müssen Sie sich selbst an Ihren Urologen wenden.
  2. PSA-Test: Als Selbstzahler können Männer eine Blutprobe auf den Tumormarker PSA (Prostata-spezifisches Antigen) testen lassen. PSA ist ein Eiweiß, das die Prostata bildet, um das Sperma zu verflüssigen.
  • Normales Körpergewicht
  • Viel körperliche Bewegung: Männer, die beruflich nicht körperlich aktiv sind, sollten sich mehrmals pro Woche 45 bis 60 Minuten mäßig bis stark körperlich betätigen.
  • Ernährung: Hinweise auf eine Schutzfunktion gibt es für Soja, Tomaten und Kreuzblütler wie Kohl, Radieschen, Steckrüben, Rettich, Kresse, Senf und Raps. Es ist aber nicht bekannt, wie hoch der Nutzen wirklich ist.
  • Wenig Alkohol trinken  (nicht regelmäßig und im Tagesschnitt unter 20g/Tag)

Viele Prostatakrebspatienten haben anfangs keine Beschwerden. Aufmerksam sollten
Sie bei diesen körperlichen Veränderungen werden:

  1. Schwierigkeiten, das Wasserlassen in Gang zu setzen, schwacher Harnstrahl, Harnverhalt und häufiger Harndrang, der vor allem nachts auftritt
  2. Blut im Urin oder im Samenerguss
  3. Schmerzen bei der Ejakulation
  4. Erektionsschwierigkeiten, verminderter Samenerguss
  5. Schmerzen in der Prostata
  6. Rückenschmerzen, vor allem im Kreuz, im Becken, der Hüfte und in den Oberschenkeln – nicht zu verwechseln mit Rückenschmerzen bei Bandscheibenproblemen und bei einer Entzündung des Ischias-Nervs.

Die häufigste Ursache für die Entstehung von Prostatakrebs ist das hohe Alter, das Männer heutzutage erreichen.

  1. Erbanlagen: Männer, deren Bruder und/oder Vater an Prostatakrebs erkrankt sind, haben ein erhöhtes Risiko. Besonders ungünstig ist es, wenn ein Familienmitglied bereits in jungen Jahren an Prostatakrebs erkrankt oder wenn mehrere enge Verwandte erkrankt sind.
  2. Ernährung, Gewicht, Bewegung: Zum Lebensstil als Risikofaktor gibt es bisher wenig gesicherte Erkenntnisse.
  3. Chronische Entzündungen: Vermutlich kann sich Prostatakrebs aus einer chronischen Entzündung entwickeln. So erhöht sich das Krebsrisiko zum Beispiel durch Geschlechtskrankheiten oder eine Entzündung der Prostata.
  4. Testosteron: Welche Rolle das männliche Sexualhormon Testosteron bei der Entstehung von Prostatakrebs spielt, ist bislang unklar.

Ab dem 45. Lebensjahr können Sie beim Urologen einmal im Jahr um eine kostenlose
Tastuntersuchung bitten:

Nach einer gezielten Befragung tastet der Urologe mit dem Finger die Geschlechtsorgane und die Lymphknoten in der Leiste sowie durch den After die Rückseite der Prostata ab.

  • Vorteile: Beim Tasten lassen sich an der Oberfläche liegende und größere Karzinome finden. Ein Krebsverdacht besteht auch, wenn sich die Form und die Größe der Prostata verändert haben.
  • Nachteile: Tumoren, die noch sehr klein sind oder mit der Tastuntersuchung nicht erreicht werden können, bleiben unentdeckt. Ein tastbarer Tumor ist nicht mehr im Frühstadium.

Bei einem Krebsverdacht können Sie entscheiden, ob Gewebeproben aus der Prostata entnommen werden sollen. Nach einer solchen ultraschallgestützten Biopsie untersucht der Internist oder der Urologe das Gewebe unter dem Mikroskop auf Anzeichen für Bösartigkeit.

Sie können mit Ihrem Internisten oder Urologen über die Vor- und Nachteile eines PSA-Tests sprechen:

  • Dabei wird die Menge an Prostata-spezifischem Antigen (PSA) bestimmt.
  • Dieses Eiweiß wird nur in der Prostata produziert und lässt sich im Blut nachweisen.
  • Das Testergebnis aus dem Labor sagt darüber etwas aus, wie wahrscheinlich es ist, dass sich ein Prostatakrebs entwickelt.
  • Die Kosten für den PSA-Test im Rahmen der Früherkennung müssen Sie selbst übernehmen.
  • Bei einem sehr hohen PSA-Wert gilt der Test nicht als Früherkennungsverfahren, sondern dient der Abklärung. Dann übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für den PSA-Test.

Internisten und Urologen empfehlen den PSA-Test

  • ab einem Alter von 45 Jahren
  • ab 40 Jahren bei erhöhtem Risiko für Prostatakrebs
  • bei einer Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren.

Bei erhöhten PSA-Werten empfehlen die S3-Leitlinien für die Früherkennung von Prostatakrebs erstmal abzuwarten.

  • Die Maßeinheit heißt ng (Nanogramm, das ist ein Milliardstel-Gramm) pro ml (Milliliter) Blut.
  • PSA-Wert unter 1ng/ml: weitere Kontrolle nach 4 Jahren
  • PSA-Wert zwischen 1 und 2 ng/ml: weitere Kontrolle nach 2 Jahren
  • PSA-Wert über 2 ng/ml: Kontrolle alle 12 Monate

Vorteil des PSA-Tests:

  • Bei der Blutuntersuchung lassen sich deutlich mehr bösartige Prostatatumoren im Frühstadium erkennen als bei der Tastuntersuchung.

Nachteile des PSA-Tests:

  • Bislang fehlen Langzeitstudien darüber, ob die Männer tatsächlich länger leben, wenn sie sich regelmäßig testen lassen.
  • Der Bluttest hat eine hohe Fehlerquote, daher eignet er sich nicht als alleinige Früherkennungsmethode.
  • Beim PSA-Test kommt es häufig zu Überdiagnosen, denn erhöhte PSA-Werte können auch mit Entzündungen zusammenhängen.
  • Bei erhöhten PSA-Werten werden häufig Tumoren im Frühstadium entdeckt, die dann oftmals behandelt werden. Statistiken zeigen jedoch, dass etwa die Hälfte aller durch den PSA-Test aufgespürten Karzinome – auch ohne Behandlung – keine Beschwerden machen und nicht zum Tod führen.
  • Trotz „normaler“ PSA-Werte lässt sich ein Prostatakarzinom nicht vollständig ausschließen.

In Studien wird derzeit überprüft, welche Biomarker sich eignen würden, um die Entwicklung von Prostatakrebs genauer vorhersagen zu können. Einige dieser tumorspezifischen Marker haben Forscher bereits im Blut, im Urin, im Sperma und im Ejakulat gefunden.

Einige Ärzte und Kliniken bieten bereits einen PCA3-Test an:

  • Die Abkürzung steht für "Early prostate cancer antigen“.
  • Das Eiweiß lässt sich schon im frühen Stadium im Urin nachweisen.
  • In den Krebszellen der Prostata scheint das Antigen aktiver als im gesunden Gewebe zu sein.
  • Mit Hilfe eines PCA3-Tests können Mediziner besser einschätzen, wie sinnvoll eine Gewebeentnahme (Biopsie) ist.
  • Weil Langzeitstudien dazu noch ausstehen, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für den PCA3-Test nicht.

Erhöhte Messwerte können viele betroffene Männer psychisch belasten. Bei Fragen, Sorgen oder Ängsten wenden Sie sich gern an die Mitarbeiter der Krebsberatungsstellen der Bayerischen Krebsgesellschaft – unsere Adresse finden Sie in Kontakt.
Hier können Sie weiterlesen, wenn Sie sich für das Thema „Leben mit Krebs“ interessieren. ((interner Link))

Diese Broschüren der Bayerischen Krebsgesellschaft können Sie kostenlos downloaden.

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