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Leben mit Krebs

16. Leben mit Krebs

Bei der Krankheit Krebs leidet auch die Seele – und zwar nicht nur kurz nach der Diagnose, sondern über viele Jahre hinweg. Gefühlsschwankungen, Zukunftsängste, Gefühle der Hilflosigkeit und Sorgen wegen der eingeschränkten Lebensqualität belasten viele Krebspatienten. Wir möchten Ihnen hier zeigen, welche psychischen Besonderheiten die häufigsten 5 Krebsarten mit sich bringen können.
 

Wie Krebspatienten und deren Angehörige mit der Krankheit umgehen

Zuerst die gute Nachricht: Viele Krebskranke kommen erstaunlicherweise gut mit ihrem Schicksal zurecht. In unseren Beratungen erleben wir es immer wieder, dass krebskranke Menschen und deren Angehörige auch über positive Veränderungen berichten, die eine solche Krankheit mit sich bringen kann. Am häufigsten sagen Betroffene, dass sie jetzt intensiver und bewusster leben und sich mehr an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen.

Doch eine Krebserkrankung ist für Patienten und Angehörige eine starke Belastung. Viele Betroffene haben akute Sorgen und Ängste, weil die Krankheit alle Lebensbereiche berührt und die eigenen Zukunftspläne in Frage stellt. Eine Patentlösung, wie man die Krankheit am besten bewältigen kann, gibt es jedoch nicht. Denn was sich für Sie „richtig“ oder „falsch“ ist, kann sich für jemand anderen völlig anders darstellen.

Im Folgenden fassen wir die Besonderheiten beim Leben mit Brustkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs und schwarzem Hautkrebs zusammen.

Kaum einen anderen Körperteil erleben Frauen so intensiv wie ihren Busen, denn er verkörpert die weibliche Identität und steht für Leben, Nahrung, Erotik und Sexualität. Daher verknüpfen auch viele Frauen mit ihrem Busen bestimmte Schönheitsvorstellungen, die von den Medien, den Liebhabern, der Mode- und Kosmetikindustrie und von den medizinischen Möglichkeiten in der Schönheitschirurgie beeinflusst werden.

Mit der Diagnose Brustkrebs kommt die komplette Gefühlswelt von einem Tag zum anderen ins Wanken. Dann fragen sich viele Frauen:

  • Werde ich leiden und vielleicht frühzeitig an Brustkrebs sterben?
  • Wie geht es mir, wenn meine Brust nach der Operation nicht mehr so aussieht wie früher?
  • Wie komme ich damit zurecht, wenn die Brust total entfernt werden muss?
  • Wie wird mein Partner reagieren? Wie werde ich damit umgehen, wenn ich mich neu verliebe? Wie wird sich meine Sexualität verändern?
  • Was passiert mit meinem Kinderwunsch?

Glücklicherweise berichten die Medien seit vielen Jahren offen darüber, dass Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen ist. Vor allem im Brustkrebsmonat Oktober gibt es viele Interviews mit jungen und älteren Patientinnen und deren Partnern, mit Gynäkologen, Chirurgen und Krebsforschern. Journalistinnen informieren anschaulich mit Texten, Fotos und Grafiken über alles rund um die Brustkrebsfrüherkennung und die Krankheit selbst. Auch die vielen Brustkrebspatientinnen, die sich in Selbsthilfegruppen zusammenschließen, tragen dazu bei, dass das Thema kein Tabu mehr bei uns ist.  

Daher fällt es ihnen wahrscheinlich leichter als den Patienten mit selteneren Krebsarten, offen über ihr Erleben, ihre Sorgen und Ängste zu sprechen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Bei Männern ist Prostatakrebs die häufigste Krebsart. Doch sie gehen in der Regel nicht so offen damit um wie Frauen mit Brustkrebs. Mögliche Gründe:

  1. Die Prostata (Vorsteherdrüse) liegt innen im Körper. Über ihr Aussehen und ihre Funktion wissen die meisten jungen, gesunden Männer nicht viel.
  2. Viele Männer gehen erst dann zum Urologen oder Internisten, wenn sie gesundheitliche Probleme haben. Ab dem 45. Lebensjahr zahlt die gesetzliche Krankenversicherung zwar einmal im Jahr eine kostenlose Tastuntersuchung der Prostata (Link: Früherkennung). Doch Männer erhalten dazu keine Einladung wie bei anderen gesetzlichen Früherkennungsprogrammen.
  3. Probleme mit der Prostata haben meist ältere Männer. Daher interessieren sich viele jüngere Männer jahrzehntelang kaum dafür. Und Journalisten berichten auch nur selten in den Medien darüber, die sich gezielt an Männer wenden.
  4. Aufmerksam werden viele Männer erst dann, wenn sie Probleme beim Wasserlassen bekommen, wenn sie Blut im Urin oder im Samenerguss entdecken, Erektionsschwierigkeiten, einen verminderten Samenerguss oder Schmerzen bei der Ejakulation haben. Denn all diese Warnzeichen können auf Prostatakrebs hindeuten.
  5. Für Prostatakrebs liegt das durchschnittliche Erkrankungsalter bei 69 Jahren. Wenn auch selten, erkranken aber auch wesentlich jüngere Männer.

Alles in allem neigen Männer dazu, sich eher im engsten Familienkreis über das Thema Prostatakrebs auszutauschen. Vereinzelt schließen sich betroffene Männer einer Selbsthilfegruppe an oder nehmen professionelle Beratung z. B. in einer Krebsberatungsstelle in Anspruch.  Die meisten berichten, dass ihnen die offenen Gespräche helfen, um Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden:

  • Werde ich leiden und frühzeitig an Prostatakrebs sterben?
  • Was passiert mit meiner Erektionsfähigkeit, meiner Sexualität und meiner Partnerschaft?
  • Werde ich inkontinent?
  • Welchen Einfluss hat Prostatakrebs auf meine körperliche Fitness? Bin ich noch leistungsfähig, kann weiterhin arbeiten und Sport treiben?

Alles, was sich rund um den Stuhlgang abspielt, ist für viele Menschen seit Kindertagen ein unangenehmes und manchmal auch peinliches Thema. Nachdem 2014 das Buch „Darm mit Charme“ erschien, gab es zwar vermehrt Medienberichte über die Anatomie und die Aufgaben des Darms. Aber auch ein gut geschriebenes und viel beachtetes Buch schafft es in wenigen Jahren nicht, das Thema Darm aus der Tabu-Ecke zu holen.

Für die Aufklärung zur Darmkrebsvorsorge engagiert sich bereits seit 2001 die Felix Burda Stiftung mit vielen Aktionen und Medienberichten. 2002 wurde der März zum Darmkrebsmonat erklärt. Die mediale Begleitung unterstützen mittlerweile 4 große Hilfsorganisationen – unter anderem die Deutsche Krebsgesellschaft.
Trotz dieser öffentlichen Diskussionen sind der Darm, die Darmkrebsvorsorge und der Darmkrebs selbst immer noch schambesetzte Themen. Die meisten Patienten fühlen sich deshalb von der Diagnose überrollt.

Schwierig zu verarbeiten ist für viele Darmkrebspatienten, dass sie auf mehreren Ebenen die Kontrolle verlieren. Sie fragen sich:

  • Werde ich leiden und frühzeitig an Darmkrebs sterben?
  • Warum habe ich all die Jahre nicht gemerkt, dass in meinem Bauch etwas Bösartiges herangewachsen ist?
  • Werde ich mein Leben lang Probleme mit der Nahrungsaufnahme oder bei der Verdauung haben?
  • Was bedeutet ein künstlicher Darmausgang für meine Berufstätigkeit, für Bewegung und Sport, für meine Sexualität und meinen Kinderwunsch?

Darmkrebspatienten müssen lernen, nach der Operation und den folgenden Behandlungen viel Geduld zu haben, denn die Wiederherstellung der Darmfunktion braucht Zeit. Auch Stress tut ihnen und ihrem Darm nicht gut. Daher hilft es vielen, sich mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe über hilfreiche Entspannungsmethoden und praktische Alltagsdinge auszutauschen oder mit einem Mitarbeiter der Krebsberatungsstelle über ihr Befinden, ihre Sorgen und Ängste zu sprechen.

Unsere Atmung ist einer der wichtigsten Stoffwechselvorgänge in unserem Körper. Dennoch bleibt sie weitestgehend unbewusst. Erst wenn etwas die Atmung stört zum Beispiel beim Verschlucken oder einer Erkältung, merken wir, wie lebenswichtig das Atmen für uns ist. Und wer jemals unter Atemnot gelitten hat, weiß, dass sich dann sofort die Angst vor dem Ersticken einstellt.

Hinzu kommt, dass Wissenschaftler und Ärzte seit Jahrzehnten vor dem Rauchen warnen, weil Nikotin eine der häufigsten Ursachen für Lungenkrebs ist. So erklärt es sich auch, dass sich Lungenkrebspatienten und die Menschen in ihrem Umfeld immer wieder mit der Ursachenfrage auseinandersetzen. Sie stellen sich Fragen wie:

  • Habe ich den Lungenkrebs durch mein eigenes Verhalten selbst ausgelöst?
  • Wenn ich weniger geraucht oder komplett mit dem Rauchen aufgehört hätte: Wäre es dann auch passiert?
  • Lungenkrebspatienten, die nicht geraucht haben, fragen sich: Warum trifft es mich dann trotzdem?

Professionelle Beratung durch einen psychoonkologisch geschulten Mitarbeiter in unseren Krebsberatungsstellen und die Unterstützung durch eine Selbsthilfegruppe können Sie bei diesem Prozess unterstützen.

Wir beschäftigen uns täglich damit, dass unsere Haut gesund und schön aussieht und sich gut anfühlt. Schon für Kindergärten und Schulen gibt es Kampagnen zur Hautkrebsfrüherkennung, jeden Sommer wieder geben Hautärzte in den Medien viele Tipps: „So schützen Sie Ihre Haut vor der Sonne!“

Aber auch wenn immer wieder über die Vorsichtsmaßnahmen berichtet wird – über den Hautkrebs selbst wissen nur wenige Menschen Genaueres. Daher löst die Diagnose „bösartiger Hautkrebs“ ganz unterschiedliche Reaktionen aus:

  • Einige Patienten fragen sich, wie es denn sein kann, dass solche kleinen, veränderten Stellen auf der Haut lebensbedrohlich sein können.
  • Andere empfinden den schwarzen Hautkrebs als etwas, das auf ihnen draufsitzt und ihnen die Lebenskraft raubt.
  • Es gibt auch Fälle, bei denen sich ein schwarzer Hautkrebs an Stellen entwickelt, wo keine Sonne hinkommt – wie unter der Fußsohle oder in der Vagina. Darüber wundern sich viele Betroffene und sind in Erklärungsnot, wenn sie anderen von ihrer Krankheit erzählen wollen.

In der akuten Phase suchen einige Hautkrebspatienten eine Psychosoziale Krebsberatungsstelle auf, aber in eine Selbsthilfegruppe gehen nur wenige. Warum das so ist, lässt sich nicht mit Gewissheit beantworten:

  • Möglicherweise hängt es damit zusammen, dass der Hautkrebs i. d. R. ein „sichtbarer“ Krebs ist und viele Betroffene aus Angst die Konfrontation mit anderen Betroffenen daher eher meiden.    
  • Denkbar wäre auch, dass Hautärzte in Praxen und Kliniken ein anderes Selbstverständnis als Ärzte anderer Fachdisziplinen haben. Vielleicht vermitteln sie ihren Krebspatienten den Eindruck, dass es für Hautkrebs vergleichsweise „einfache“ Behandlungsmethoden wie das oberflächliche Herausschneiden der befallenen Stellen gibt – und damit sei das Thema Krebs erledigt.  
  • Möglicherweise erfahren die Menschen in ihrem Umfeld oder in den Medien nur selten davon, dass jemand tatsächlich einen schwarzen Hautkrebs bekommen hat und was das im Einzelnen bedeutet.

Wenn Sie sich mit Ihrer Lebenssituation überfordert fühlen, wenn Sie in einer Krise stecken oder wenn Sie sich mit Ihren Sorgen und Ängsten allein gelassen fühlen, können Sie sich an die psychosozialen Krebsberatungsstellen der Bayerischen Krebsgesellschaft wenden.

Unsere Angebote:

  • Persönliche (auch telefonische und schriftliche) psychosoziale Beratungen zu allen Themen rund um die Erkrankung durch psychoonkologisch qualifizierte Sozialpädagogen oder Psychologen
  • Kurse- und Gruppenangebote zur Stabilisierung und Förderung ihres subjektiven Wohlbefindens unter professioneller Leitung
  • Ausgewählte und qualitativ geprüfte Informationen zu Ihrer Erkrankung
  • Vermittlung von Selbsthilfegruppen in Bayern
  • Artikel und Broschüren zu „Leben mit Krebs“ (siehe unten)

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